Eröffnung der Zukunftswerkstatt

Katrin Göring-Eckardt

Wie wunderbar das ist: Wir alle hier. Mehr als 1.000 Vertreterinnen und Vertreter aller Landeskirchen sind zusammengekommen. Gemeinsam wollen wir in diesen Tagen hier in Kassel den Reformprozess betrachten: den Weg, den wir schon hinter uns haben und vor allem in die Zukunft schauen. Ich bin ganz sicher: das wird sehr spannend, das wird ganz intensiv. Ich hoffe, es wird gestritten. Und ich bin froh, dass wir feiern, weil das so gut zu uns Protestantinnen und Protestanten passt.

Ich freue mich, dass Sie aus allen Teilen der Republik hier nach Kassel gekommen sind. Ich freue mich über die Teilnehmenden aus Westoverledingen und Rosenheim, aus Ohlweiler und Waldhufen, aus Neufrankenroda, aus Saalfeld und Zwotha. Und wie ich höre, sind hier auch Teilnehmende aus München, Hamburg, Düsseldorf, Berlin, und sogar einige aus Hannover sind hierher gekommen. Auch Sie mit allen anderen zusammen: Es ist wunderbar, dass wir hier sind. Seid herzlich willkommen!

Ich freue mich auch, dass sich viele junge Menschen auf den Weg gemacht haben. Der Jüngste, habe ich mir sagen lassen, ist gerade 16. Da aber Jugend kein Alter kennt, kann ich auch sagen: Der älteste Jugendliche dieser Zukunftswerkstatt ist 75. Sie beide, und damit Sie alle: Wie wunderbar, dass wir hier zusammen sind, und herzlich willkommen!

An dieser Stelle auch ein ganz besonderer Dank. Dank an all die, die in den letzten zwei Jahren ganz besonders intensiv daran gearbeitet haben, dass wir hier zusammen sein können. Die in den Gemeinden, die in den Kirchenleitungen, die, die geholfen haben, dass eine solche Zukunftswerkstatt überhaupt stattfinden kann, dass wir diese Wegstrecke zurückgelegt haben. Vielen Dank auch und ganz herzlich an diejenigen im Kirchenamt, die quasi immer den großen Werkzeug- koffer offen haben, damit uns nicht langweilig wird. Die zusammengetragen haben, was aus den verschiedenen Teilen der Republik kam, und die dafür sorgen, dass die neuen Ideen immer gleich publik werden. Dass wir voneinander erfahren und – vor allem – nicht nachlassen. Wenn wir als evangelische Kirche solch eine große Zukunftswerkstatt veranstalten, dann laden wir auch Freunde und Verwandte ein – natürlich: Politikerinnen und Politiker, die sich als evangelische Christen für die Belange ihrer Kirche ebenso einsetzen wie sie sich für die Gesellschaft engagieren. Und gerade weil Wahlkampf ist und jeder von uns sicher großes Verständnis dafür hat, dass sich Politikerinnen und Politiker in diesen Tagen ganz besonders um den Wahlkampf kümmern müssen, zeigt sich hier, dass Wahlkämpfe eben nicht alles sind. Dass das, was wir hier tun, eben in jedem Fall wichtig ist, und ganz bestimmt bleibt, auch über den nächsten Sonntag hinaus. Wie erleichternd!

Darum begrüßen Sie mit mir ganz herzlich den Bundesminister des Innern, Dr. Wolfgang Schäuble, und den Ministerpräsidenten Hessens, Roland Koch!
Nicht nur aus allen Teilen Deutschlands sind Menschen hierher angereist, wir haben auch Besuch aus vielen Ländern Europas bekommen. Das ist besonders wichtig, weil wir den Reformprozess ja bewusst in ökumenischer und internationaler Perspektive verstehen wollen. Da ist es gut, Gäste zu empfangen und voneinander zu lernen: aus Frankreich, aus Österreich, aus Norwegen, Island und Italien, aus den Niederlanden und der Schweiz. Stellvertretend für Sie alle möchte ich den Präsidenten der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Herrn Thomas Wipf, unter uns begrüßen. Seien Sie herzlich willkommen!

Wir wollen in diesen Tagen in Kassel den bereits zurückgelegten Weg ins Offene und Neue bedenken; die Vielzahl und Unterschiedlichkeit, das Innovative der Projekte wahrnehmen und gemeinsam eine Perspektive des Handelns bis zum Jahr 2017 weiterentwickeln.

Man kann das aber alles nur dann tun, wenn man herzlich aufgenommen wird. Deswegen will ich unterstreichen: Die Stadt Kassel hatte ja auch eine besondere Aktion in diesem Sommer. »Rent a Pastor« hieß die. Ohne zu wissen, ob Sie das genutzt haben, Herr Oberbürgermeister, seien Sie hier herzlich willkommen, Herr Hilgen!

Und natürlich gilt unser Dank auch all denen, die sozusagen im Hintergrund gearbeitet haben: dem Straßenverkehrsamt, der Ortspolizei, den vielen Mitarbeitenden im Kongress–Palais und ganz besonders den vielen Kirchengemeinden hier in der Region. Ganz, ganz herzlichen Dank für die Vorbereitung und die Aufnahme hier in Kassel.

Manche haben gefragt, ob denn eine Zukunftswerkstatt wirklich eine solche sei, mit den besonderen Spielregeln, die eine solche Veranstaltung hat. Nein, in diesem strengen Sinn erleben wir keine Zukunftswerkstatt, sondern eine ganz neue Form der Zusammenkunft. Wie soll ich sie beschreiben? Eine Art Fachmesse vielleicht, eine Lerngemeinschaft, ein – allerdings ziemlich gut besuchter – Studienaufenthalt? Es ist ein Kongress der Initiativen vielleicht, einerseits Stuhlkreis und andererseits Groß-Event. Ein gemeinsamer Blick in das Jubiläumsjahr 2017. Und nicht zuletzt einfach ein schönes Fest. Ein schönes Fest, das sich über die schon erreichten Schritte der Reform freuen kann. Denn es ist doch wie sonst auch im Leben: Nur wenn man in allem Engagement zwischenzeitlich auch einmal anhalten kann, Bilanz ziehen, sich in die Augen schauen und freuen. Und dankbar sagen kann: Bis hierher hat mich Gott gebracht. Nur dann finden sich Kräfte für die nächsten Schritte und für eine nachhaltige Dynamik.

Und bei dem Wort »Dynamik« habe ich jetzt eine kleine Bitte an Sie: Stehen Sie doch für einen Moment auf. Wir machen ein WerkstattExperiment. Sie sind so gut und verschränken einmal die Arme. Das machen wir ja ziemlich häufig. Und jetzt schauen Sie: Wer hat die rechte Hand oben? Und melden Sie sich einmal. Die andere Hälfte ungefähr hat die linke Hand oben. Jetzt machen wir uns kurz einmal locker. Und jetzt machen Sie es ganz einfach ‘mal andersrum. Die linke oder die rechte Hand nach oben. Gar nicht so einfach, sagen Sie?

Am Ende der Zukunftswerkstatt können wir das vielleicht alle auch mit der anderen Hand oben. Als ein Zeichen von möglicher Veränderung dessen, was wir doch immer so gemacht haben. Am Ende dieser Zukunftswerkstatt, so hoffe ich, sind wir vor allem ermutigt und gestärkt. Am Ende dieser Zukunftswerkstatt, hoffe ich, sind wir reich an Ideen. Am Ende dieser Zukunftswerkstatt, so hoffe ich, sind wir Gesegnete. Das Schönste, was ich sagen kann an dieser Stelle: Die Zukunftswerkstatt ist eröffnet.