Bischöfin Fehrs zu Karfreitag: Gegenüber Leid nicht abstumpfen

Es sei wichtig, „berührbar zu bleiben und die Trauer über zerstörtes Leben zuzulassen“

Kirsten Fehrs

Kirsten Fehrs, amtierende Ratsvorsitzende der EKD und Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck

Hamburg/Hannover (epd). In ihrer Karfreitags-Botschaft hat die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, vor einer Abstumpfung gegenüber dem Leid in der Welt gewarnt. Es sei wichtig, „berührbar zu bleiben und die Trauer über zerstörtes Leben zuzulassen“, erklärte die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am Dienstag mit Blick auf die vielen Krisen in der Welt.

„Indem wir der Leiden Jesu gedenken, nehmen wir zugleich all die ins Herz, die in diesen Tagen gefoltert, verhöhnt, entwürdigt, gekidnappt, in Kellern gefangen gehalten und unschuldig ermordet werden“, sagte die Hamburger Bischöfin mit Blick auf den Tod Jesu am Kreuz: „Karfreitag ist ein Tag, an dem die Trauer über das Leid in der Welt und über die Verluste unseres Lebens ihr Recht bekommt. Es ist ein Tag des Mitgefühls, ja der Mitleidenschaft angesichts all des Terrors und der Kriege weltweit.“

Fehrs kritisierte zugleich eine Relativierung von Hass und Gewalt: „Leid darf nicht gegen anderes Leid aufgewogen werden.“ Weder rechtfertige der jahrzehntelange Nahostkonflikt die Gräueltaten der Hamas, „noch kann der Kampf gegen den Terror die Tötung unschuldiger Zivilisten entschuldigen“. Die Herausforderung liege darin, jeweils den Opfern und ihren Angehörigen zuzuhören, ohne in relativierende Begründungen zu verfallen.

Der Karfreitag sei ein Aufruf, innezuhalten und angesichts des Todes über die Vernichtung menschlichen Lebens zu trauern. „So unterschiedlich Überzeugungen auch sein mögen, wir sollten uns auf den gemeinsamen Kern besinnen“, erklärte Fehrs: das Leben achten und schützen, einander mit Liebe und Respekt begegnen - unabhängig von Religion, Herkunft oder Weltanschauung. „Der Foltertod Jesu mahnt uns entschieden dazu, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten, und damit dem Frieden und der Barmherzigkeit den Weg in unsere Welt zu ebnen. Und ja, mit Hass und Gewalt sollten wir uns niemals abfinden!“

EKD-Pressemitteilung: Bischöfin Fehrs: „Niemals mit Hass und Gewalt abfinden“