Für ein Leben in Würde. Die globale Bedrohung durch HIV/Aids und die Handlungsmöglichkeiten der Kirche

Eine Studie der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung, EKD-Texte 91, 2007

2. HIV/Aids – Ausbreitung und medizinische Grundlagen

2.1 HIV/Aids und seine Behandlung

Bei der Immunschwächekrankheit Aids wird unterschieden zwischen der die Krankheit auslösenden Infektion mit einem HI-Virus und dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit Aids. Dabei steht „HIV“ für Humanes Immundefizienz Virus (Menschliches Immunschwächevirus). Nach einer Ansteckung befällt das Virus die menschlichen Abwehrzellen und zerstört sie. Ohne weitere Behandlung bricht das Immunsystem nach einigen Jahren zusammen und es folgt die Aids-Erkrankung. „Aids“ steht für Acquired Immunodeficiency Syndrome (Erworbenes Immundefektsyndrom). Durch Aids wird der Körper anfälliger für sog. opportunistische* Infektionen, die Folge des Versagens der Immunabwehr* sind. Dazu gehören u.a. Lungenentzündungen, Hautkrankheiten, Durchfallerkrankungen und Gehirnhautentzündungen.

Nach heutigem wissenschaftlichem Stand gibt es keine Heilung für HIV/Aids. In der Regel entwickelt sich Aids acht bis zehn Jahre nach der Infektion. Die HIV-Infektion führt unbehandelt zum Tod. Das Fortschreiten der Erkrankung kann jedoch durch antiretrovirale Medikamente* [4], die spezifisch die Vermehrung der HI-Viren im Körper unterdrücken, aufgehalten werden, so dass der Ausbruch von Aids verzögert bzw. verhindert wird. Ein Mensch im Stadium von Aids kann durch Einnahme der Medikamente wieder in das Stadium der HIV-Infektion ohne Symptome zurückkehren. Folgekrankheiten wie Krebs oder Tuberkulose*, die in Afrika die häufigste opportunistische Infektion ist, werden seltener.

Seit 1996 werden in Deutschland und anderen Industrieländern verschiedene antiretrovirale Medikamente in Kombination miteinander eingesetzt, um die Wirkung der Behandlung zu erhöhen. Deswegen hat sich in Deutschland die Bezeichnung „Kombinationsbehandlung“* bzw. „Kombinationstherapie“ durchgesetzt. Dadurch konnten Erkrankungen und Tod durch HIV/Aids stark reduziert werden. HIV-positive Menschen sind in der Lage, länger zu leben; zugleich steigt die Lebensqualität durch die Verringerung der Erkrankungen, die mit HIV einhergehen. Damit ist HIV/Aids zwar nicht zu einer heilbaren, jedoch unter entsprechenden Bedingungen, wie sie vor allem in gut entwickelten Gesellschaften gegeben sind, zu einer behandelbaren, chronischen Erkrankung geworden.

Antiretrovirale Medikamente werden üblicherweise nicht vom Beginn der Infektion, sondern erst ab einem gewissen Krankheitsstadium, spätestens beim Auftreten von Aids, gegeben. Wenn einmal mit der Medikamenteneinnahme begonnen wurde, muss sie lebenslang fortgesetzt werden. Die Infektiosität* bleibt weiterhin bestehen, sie ist jedoch wesentlich geringer, da die Anzahl von Viren im Blut (die sog. Viruslast) erheblich reduziert wird.

Eine wirksame Behandlung von Menschen mit HIV umfasst neben der antiretroviralen Therapie* weitere Elemente: eine ausreichende und ausgewogene Ernährung, Verhütung oder Behandlung von sexuell übertragbaren und opportunistischen Erkrankungen sowie seelsorgerliche, psychologische und soziale Betreuung.

2.2 Übertragungswege

HIV wird durch vier verschiedene Infektionswege übertragen:

  • ungeschützter Sexualverkehr (vaginal, anal, oral);
  • Blut und Blutprodukte;
  • von mehr als einer Person benutzte Injektionsnadeln und medizinische Instrumente;
  • Mutter-Kind-Übertragung.

Die Wahrscheinlichkeit für eine HIV-Übertragung variiert je nach Übertragungsweg sehr stark. Die meisten HIV-Infektionen werden auf sexuellem Wege übertragen. Sexuell übertragbare Erkrankungen erhöhen das Übertragungsrisiko sowohl für Frauen als auch für Männer. Das Risiko, bei einem Sexualakt mit einer infizierten Person zu erkranken, ist aus anatomischen und physiologischen Gründen für Frauen wesentlich höher als für Männer. Besonders hoch ist es bei jungen Mädchen und bei sexueller Gewalt. Das Risiko hängt außerdem davon ab, in welchem Stadium der Erkrankung sich der oder die Infizierte befindet. So besteht in den ersten Wochen nach der Infektion und im unbehandelten fortgeschrittenen Stadium das höchste Risiko der Weitergabe der Infektion.

Eine Übertragung durch Sexualverkehr kann verhindert werden durch Enthaltsamkeit (kein Sexualverkehr) oder durch eine monogame Beziehung bei nicht-HIV-infizierten Personen. Auch der korrekte und konsequente Gebrauch von Kondomen schützt weitgehend vor Infektion.

Drogenabhängige haben ein hohes Risiko für eine HIV–Übertragung, wenn Spritzen und Nadeln mehrfach benutzt werden. Der Prozentsatz der durch Drogengebrauch übertragenen Neuinfektionen nimmt zu [5]. Es wird geschätzt, dass weltweit 10% und außerhalb Afrikas ein Drittel der Neuinfektionen mit Drogengebrauch verbunden sind. In vielen Ländern sind mehr als 70% der Drogenabhängigen HIV-infiziert. HIV kann bei Drogenabhängigen auch über ungeschützten Sexualverkehr und von der HIV-infizierten Mutter auf ihr Kind übertragen werden. So sind z. B. in den USA ein Drittel und in China die Mehrzahl der neuen Infektionen direkt oder indirekt mit Drogengebrauch verbunden.

In Einrichtungen des Gesundheitswesens kann es zu HIV-Übertragungen kommen, wenn bei Bluttransfusionen infiziertes Blut übertragen wird oder Infusionsnadeln mehrfach verwendet werden.

HIV kann auch in der Schwangerschaft, während der Geburt oder durch das Stillen von einer infizierten Frau auf ihr Baby übertragen werden. Für diese sog. vertikale Übertragung besteht generell ein Risiko von etwa 30%. Bei optimaler medizinischer Betreuung, wie sie in einigen westeuropäischen Ländern und USA möglich ist, kann das Risiko einer HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind durch verschiedene Maßnahmen wie Kaiserschnitt, medikamentöse Prophylaxe und Verzicht auf Stillen auf unter 2% gesenkt werden.

In den Entwicklungsländern stellt sich die Situation jedoch trotz verstärkter Bemühungen in den letzten Jahren anders dar. In Afrika haben weniger als zehn Prozent aller Schwangeren Zugang zu freiwilligen HIV-Tests und Beratung; antiretrovirale Medikamente stehen nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung; es gibt kaum Möglichkeiten, Kaiserschnitte durchzuführen; und schließlich ist Nicht-Stillen für die meisten Frauen keine Alternative, da Flaschennahrung entweder nicht verfügbar oder zu teuer ist und das dafür benötigte Wasser häufig Krankheiten überträgt.

2.3 Ausbreitung von HIV/Aids

2.3.1 Global

Seit dem ersten registrierten Auftreten von HIV/Aids 1981 sind mehr als 60 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert worden, davon sind mehr als 25 Millionen gestorben. Nach dem Welt-Aids-Bericht 2006 des Aids-Bekämpfungsprogrammes der Vereinten Nationen (UNAIDS*) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lebten im Jahr 2006 fast 40 Millionen Personen mit HIV und Aids, davon infizierten sich 4,3 Millionen neu mit HIV. Im gleichen Zeitraum starben knapp 3 Millionen Menschen an Aids, das entspricht etwa 8.500 Menschen pro Tag. In zahlreichen Regionen der Welt sind HIV-Neuinfektionen besonders stark unter jungen Menschen (15–24 Jahre) zu beobachten. In dieser Altersgruppe fanden im Jahre 2006 40% der HIV-Infektionen statt.

Die Infektionsraten sind seit Beginn der Pandemie kontinuierlich angestiegen und nehmen weiterhin zu. Mehr als 90% der HIV-infizierten Menschen leben in den Entwicklungsländern. Die HIV/Aids-Epidemie befindet sich im weltweiten Maßstab erst in den Anfangsstadien. Sie hat sich explosionsartig entwickelt. Der Verlauf, den sie langfristig nehmen wird, ist jedoch nicht hinreichend klar. Ihre Dynamik muss auf jeden Fall in einem Zeitraum von Jahrzehnten betrachtet werden.

Schätzung [6] HIV-Positiver Erwachsener und Kinder 2006

Aids ist eine außergewöhnliche Krankheit, weil ein Erreichen eines „Plateaus“, wie das bei anderen Epidemien der Fall ist, nicht in Sicht ist. In Botswana, Swasiland und anderen Teilen des südlichen Afrika hat die Infektionsrate bei Erwachsenen etwa 40% erreicht und steigt teilweise noch an. Der größte Zuwachs ist in den letzten Jahren in Ostasien, Zentralasien und Osteuropa zu verzeichnen gewesen.

Der Zeitpunkt, an dem sich die Epidemie von den sog. Risikogruppen in die allgemeine Bevölkerung ausbreitet, ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. In weiten Teilen Afrikas ist das schon geschehen.

HIV und Aids betrifft überproportional junge Erwachsene, d. h. die sexuell aktive Bevölkerung und die Gruppe mit dem höchsten Risiko des Drogengebrauchs. Darauf beruhen u. a. auch seine verheerenden Auswirkungen auf die Gesellschaften: Junge Erwachsene erkranken, sterben einen frühzeitigen Tod und fehlen als Eltern und Ernährer.

Die zunehmende Mobilität von Menschen erhöht für bestimmte Gruppen die Ansteckungsgefahr. Sie ist dort besonders groß, wo Menschen temporär oder auf Dauer von ihren Familien getrennt leben müssen (etwa als Fernfahrer, Wanderarbeiter, Soldaten) und Kontakt zu Prostituierten suchen. Bei der Verbreitung von HIV/Aids spielen diese Gruppen und Milieus eine große Rolle.

2.3.2 Afrika südlich der Sahara

Die am stärksten von HIV/Aids betroffene Region ist Afrika südlich der Sahara. Dort leben fast zwei Drittel aller Infizierten. Zwar ist der Anteil der Infizierten in einigen Ländern der Region zurückgegangen; diese Trends sind aber weder stark noch weit verbreitet genug, um die Epidemie wirklich zu schwächen. UNAIDS führt diese rückläufige Tendenz auf eine verbesserte Aufklärung über Aids, eine ausgeweitete Gesundheitsinfrastruktur, eine wachsende Furcht vor dem Aids-Tod und auf die daraus resultierenden Verhaltensänderungen (wie z.B. Reduktion der Zahl der Sexualpartner, häufigerer Gebrauch von Kondomen und Heraufsetzung des Alters der ersten sexuellen Aktivität) zurück.

Dennoch: Im Jahr 2006 lebten in Afrika südlich der Sahara 24,7 Millionen Menschen mit HIV und Aids. 2,1 Millionen Personen starben an Aids und 2,8 Millionen infizierten sich neu mit HIV. Damit hat der Kontinent bei einem Anteil von 10% der Weltbevölkerung 63% aller HIV-Infizierten und 72% aller Aids-bezogenen Todesfälle. HIV/Aids ist die häufigste Todesursache in dieser Region [7].

In Afrika südlich der Sahara ist HIV/Aids „endemisch“ geworden, d. h. die Epidemie hat sich weitgehend in den Ländern etabliert, wie das bei einigen anderen Infektionskrankheiten auch der Fall ist. Dies geschieht jedoch auf einem sehr hohen Infektionsniveau: 9 von 10 Staaten im südlichen Afrika haben Infektionsraten von mehr als 10% der erwachsenen Bevölkerung. Staaten wie Südafrika, Lesotho, Swasiland, Namibia und Botswana haben inzwischen bezogen auf die Gesamtbevölkerung Infektionsraten von mehr als 20% [8]. Die nationalen Daten zur HIV-Rate sind Durchschnittswerte, die sich auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis 49 Jahren beziehen. Diese Raten können daher in einzelnen Altersgruppen und Regionen wesentlich höher liegen. Generell sind sie am höchsten bei Frauen zwischen 20 bis 29 Jahren (wo sie in einzelnen Gebieten bis zu 50% erreichen können) und bei Männern zwischen 30 und 39 Jahren.

Eine Aids-Epidemie (mit ansteigenden Todesraten) etabliert sich in zahlreichen Ländern erst jetzt, weil viele Menschen, die sich in den letzten Jahren mit HIV infiziert haben, erkranken und sterben. Ohne adäquate Versorgung und Behandlung werden die Todesfälle in den nächsten Jahren weiter ansteigen. In diesem Fall werden die negativen Auswirkungen der Epidemie erst im Laufe dieses Jahrzehnts und darüber hinaus bedrohlich sichtbar werden. Damit wird in weiten Teilen Afrikas nachhaltige Entwicklung gefährdet, insbesondere durch die Erkrankung von Lehrpersonal, Ärztinnen und Ärzten, medizinischem Hilfspersonal und Menschen in der landwirtschaftlichen Produktion.

2.3.3 Osteuropa und Zentralasien

HIV breitet sich derzeit am stärksten in Zentralasien und Osteuropa aus. In beiden Regionen infizierten sich im Jahr 2006 laut Welt-Aids-Bericht schätzungsweise 270.000 Menschen neu mit HIV, so dass die Gesamtzahl der infizierten Menschen mit HIV nun bei 1,7 Millionen liegt – dies entspricht einem Anstieg um den Faktor 20 in weniger als einem Jahrzehnt. Die Ukraine ist das Land mit der höchsten HIV-Verbreitung unter Erwachsenen. Die Mehrzahl der Infizierten sind junge Menschen, etwa 80% sind unter 30 Jahren. Etwa ein Drittel der HIV-Infizierten sind Frauen, mit zunehmender Tendenz.

Am stärksten betroffen sind neben der Ukraine Russland, Weißrussland und Moldawien. Auch in Afghanistan ist ein steigender Trend zu beobachten. In anderen Ländern in der Region sind die gemeldeten Zahlen zwar niedrig, aber es gibt ein wachsendes Potential für die weitere Ausbreitung von HIV und Aids. Entlang der Verkehrswege breitet sich HIV vor allem in den strukturschwachen Industriezentren Osteuropas aus. Der grenznahe Sextourismus ist ein Risikofaktor für die HIV-Ausbreitung.

Die Mehrzahl der Übertragungen geschieht durch Drogengebrauch. Die ökonomischen und sozialen Bedingungen in vielen Ländern der Region begünstigen den Drogenkonsum gerade von jungen Menschen. Es wird geschätzt, dass bis zu 3 Millionen Menschen in Russland Drogen injizieren, das sind 2% der Bevölkerung – ein relativ hoher Wert, verglichen mit anderen Ländern in anderen Erdteilen. Rund 62% der Drogenabhängigen sind HIV-infiziert. Zugleich nimmt die sexuelle Übertragung auch außerhalb des Kreises der Drogenabhängigen stark zu.

Eine weitere Risikogruppe sind Gefangene: In den Gefängnissen wird die HIV-Prävalenz* auf bis zu 4% geschätzt, das ist 4mal höher als in der restlichen Bevölkerung. Sehr wenige Daten gibt es zur Übertragung durch homosexuelle Männer sowie durch Frauenhandel und Zwangsprostitution.

2.3.4 Asien

In Südostasien stieg die Anzahl der HIV-Neuinfektionen in den letzten zwei Jahren um 15%. Insgesamt lebten 2006 in Asien mehr als 8,6 Millionen Menschen mit HIV. Der steilste Anstieg der Zahl der Infektionen wird in China, Indonesien und Vietnam registriert. Indien hat die höchste Zahl an HIV–Infizierten.

Durch die hohen Bevölkerungszahlen in Asien ist selbst eine relativ niedrige HIV-Prävalenz gleichbedeutend mit einer großen Zahl von Infizierten. Der Schweregrad und die Ausbreitung der Epidemie variieren stark. Hohe Infektionsraten gibt es bei weiblichen und männlichen Prostituierten (in der Fachliteratur „Commercial Sex Workers“* genannt) und deren Klienten, die HIV wiederum auf ihre Partnerinnen übertragen. Ein Großteil der mit HIV-infizierten Menschen in Südostasien hat sich durch ungeschützten, bezahlten Sexualverkehr angesteckt. Der Sextourismus spielt eine Rolle in der Verbreitung von HIV/Aids.

Thailand und einige Teile Indiens waren früh betroffen. Die HIV-Prävalenz in Indien liegt bei ungefähr 1%, das entspricht jedoch mehr als 5 Millionen Menschen mit HIV und Aids. Einige Provinzen Indiens haben bereits „generalisierte“* Epidemien, d.h. HIV/Aids hat sich in die allgemeine Bevölkerung ausgebreitet, erkennbar an der Prävalenz bei schwangeren Frauen von über 1%. Aids ist in vielen Gemeinden „sichtbar“ durch Krankheit und Tod. In den südlichen Landesteilen wird HIV hauptsächlich heterosexuell übertragen, in den nordöstlichen Bundesstaaten durch Drogengebrauch.

In China breitet sich HIV/Aids besonders schnell aus und hat seit 2004 alle Provinzen erreicht. Die offiziellen Angaben von ca. 650.000 HIV-infizierten Menschen im Jahr 2005 sind vermutlich eine Unterschätzung der tatsächlichen Situation. Ein großer Teil der Ausbreitung erfolgt durch Drogengebrauch und Prostitution. Die Transitwege, auf denen Drogen aus anderen Ländern gehandelt werden, liegen vor allem im Süden Chinas. In der Henan-Provinz sind Zehntausende Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner mit HIV infiziert worden, indem sie ihr Blut an kommerzielle Firmen für Bluttransfusionen verkauft hatten, die die Sicherheitsregeln nicht strikt befolgten. Es gibt Befürchtungen, dass ähnlich ausgelöste Epidemien in anderen Provinzen bestehen.

In Indonesien und Nepal ist in den letzten Jahren ein Anstieg der HIV-Infektionen beobachtet worden, vor allem durch Drogengebrauch und Prostitution. Die HIV-Raten in Papua-Neu Guinea sind seit den 1990er Jahren kontinuierlich gestiegen und sind die höchsten in der Pazifikregion; die Epidemie breitet sich hier weitgehend auf heterosexuellem Weg aus, in einem Kontext von weit verbreiteter Gewalt gegen Frauen.

2.3.5 Deutschland

Nach einer Schätzung des Robert Koch-Instituts lebten 2006 etwa 56.000 Menschen mit HIV und Aids in Deutschland – ca. 47.000 Männer, 8.500 Frauen und ca. 400 Kinder [9]. Etwa 2.600 Personen haben sich im Jahr 2006 neu mit HIV infiziert. Davon waren ca. 61% homosexuelle Männer, bei 14% lag eine Herkunft aus Ländern mit hohen Aids-Raten vor, 17% infizierten sich über heterosexuelle Kontakte, 7% durch infizierte Spritzen bei Drogengebrauch und 1% durch Mutter-Kind-Übertragungen. Gegenüber 2005 ist damit die Zahl der Neuinfektionen um 4% gestiegen und weist damit die höchste Zunahme seit der Erfassung im Jahr 1993 auf. Etwa 600 Menschen sind 2006 an den Folgen einer HIV-Infektion oder an Aids verstorben. Die Gesamtzahl der voll an Aids erkrankten Personen ist seit Beginn der Epidemie auf ca. 32.500 gestiegen, davon sind etwa 26.000 Personen verstorben. Die Zahl der Todesfälle ist seit der Einführung der antiretroviralen Kombinationstherapie 1996 rapide gesunken.

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