Konfirmandenarbeit

12 Thesen des Rates der EKD, 2013

7. These

Die Konfirmandenarbeit zielt auf eine lebensbezogene Erschließung des Evange­liums und des christlichen Glaubens. Viele Jugendliche gewinnen bislang aber nicht den Eindruck, dass die Kirche Antworten auf die Fragen hat, die für ihr eigenes Leben wirklich relevant sind. Es ist dringend erforderlich, dass die Bedeutung des Glaubens stärker jugendgemäß kommuniziert wird.

Mit dem Übergang vom traditionellen Konfir­mandenunterricht zur Konfirmandenarbeit haben sich auch die behandelten Inhalte verändert. Der herkömmliche Katechismusunterricht wurde vielfach abgelöst durch die Arbeit an aktuellen Themen, um den Reichtum der christlichen Tradition sowie Fragen des christlichen Glau­bens von gegenwartsbezogenen Problemen her zu erschließen. Diese Umstellung scheint jedoch noch immer hinter den heutigen Erfordernissen zurückzubleiben. Den Konfirmandinnen und Konfirmanden selbst wird vielfach nicht deutlich, was der christliche Glaube und eine Bezie­hung zu Jesus Christus für ihr eigenes Leben bedeuten können. Deshalb stellt die Weiterent­wicklung der Didaktik der Konfirmandenarbeit eine zentrale theologische und pädagogische Herausforderung dar, die ebenso sprachliche  wie sachliche Fragen einschließen muss. Eine jugendsensible Kirche, die bleibend positive Erfahrungen mit Kirche ermöglichen will, wird in den Fragen der Jugendlichen wichtige Aus­gangs­punkte für ihre Bildungsarbeit wahrnehmen sowie selbst Fragen wecken, die sich manche Jugendliche angesichts einer scheinbar stimmigen Lebenswelt (noch) nicht stellen, und sich mit den Antworten der Jugendlichen auseinandersetzen. Zu einer jugendsensiblen Kirche gehören verstärkte Bemühungen um eine Jugendtheologie – als Theologie von Jugendlichen, mit Jugend­lichen und für Jugendliche. Jugendliche sind mit ihren theologischen Fragen und Antworten in neuer Weise ernst zu nehmen. Insgesamt muss das evangelische Anliegen einer Laientheologie weit mehr, als es in der Vergangenheit der Fall war, auf Jugendliche zielen und deren Sichtwei­sen berücksichtigen. In diesem Zusammenhang muss die Konfirmanden­arbeit Gespräche über theologische Fragen ebenso einschließen wie theologische Inhalte als Impulse für Jugendliche.

Viele Jugendliche beklagen, dass ihre Möglich­keiten zur Mitgestaltung der Konfirmandenzeit nicht ausreichen. Das schließt die Mitbestim­mung bei der Themenauswahl ein. In der Einbeziehung der Jugendlichen und einer verstärkten Subjektorientierung des Lehrens und Lernens liegen wichtige, aber noch zu wenig genutzte Chancen. Denn am Ende der Konfirmandenzeit stellen viele Jugendliche fest, dass ihre eigenen Themen und Fragen zum Glauben in ihrer Konfirmandenzeit viel zu wenig vorgekommen seien. Beispielsweise bleiben ihre Fragen im Blick auf Freundschaft und des gelingenden Miteinanders in einer Gemeinschaft oder im Blick auf andere Religionen offenbar oft ganz am Rande. Die Herausforderung besteht hier darin, gerade Basistexte des christlichen Glaubens so für Jugendliche zu erschließen, dass sie deren Bedeutung für die eigene Gegenwart wahrnehmen können. Darin liegt auch eine wichtige Voraussetzung für die persönliche Aneignung der Taufe. Ähnliches gilt im Blick auf die Frömmigkeitspraxis: Ansprechende Begeg­nungen mit jugendgemäßen Formen wie etwa Taizé-Andachten können den Konfirmandinnen und Konfirmanden Zugänge zu Praxisformen eröffnen, die ihnen zuvor weithin unbekannt oder verschlossen waren.

Konfirmandenarbeit ist immer auch Beziehungs­arbeit, und im Blick auf die Beziehungen zu den Jugendlichen ist die Konfirmandenarbeit vielfach erfolgreich, bis hin zu besonderen seelsorgerlichen Beziehungen zu manchen Konfirmandinnen und Konfirmanden. Zugleich muss die Reform der Inhalte mit den gelingenden Beziehungs­erfahrungen Schritt halten und müssen die Glaubensinhalte noch konsequenter von den Jugendlichen und der Frage nach der Lebens­relevanz her erschlossen werden. In diesem Zusammenhang spielen die unterschiedlichen Milieus, denen die Jugendlichen angehören, eine zunehmend wichtige Rolle. Eine bislang häufig zu beobachtende gymnasiale Ausrichtung von Konfirmandenarbeit stellt insofern eine zu überwindende Engführung dar, die der Offenheit für unterschiedliche Milieus entgegen steht.

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