Kirchen fordern mehr Druck zur Beilegung des Sudan-Konfliktes

Hannover/Bonn (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben stärkeren internationalen Druck auf den  Sudan gefordert, um den Konflikt in der Region Darfur zu beenden. Der Regierung in Khartum müsse klar gemacht werden, dass der UN-Sicherheitsrat gegebenenfalls ein robustes Mandat zur Verhinderung eines Völkermordes erteile, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, und des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, die am Mittwoch verbreitet wurde.

Die Kirchen warfen der sudanesischen Regierung vor, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwere Menschenrechtsverletzungen in Darfur zu veranlassen oder zumindest zu dulden. Während der Friedensschluss zwischen der Regierung und den Rebellen im Süden des Landes ein Hoffnungszeichen für ganz Afrika sei, nehme der Krieg im Westen des Sudan schreckliche Ausmaße an. «Ethnisch motivierte Vertreibungen, Massenmorde und Vergewaltigungen durch regierungsnahe Milizen sind an der Tagesordnung», so die Kirchen.

Das Caritas-Netzwerk und die Diakonie Katastrophenhilfe gehen den Angaben zufolge davon aus, dass in Darfur weit mehr als eine Million Menschen vertrieben wurden. Rund 130.000 Flüchtlinge hätten im benachbarten Tschad Schutz gesucht. Der Konflikt habe vermutlich mehr als 30.000 Menschen das Leben gekostet, rund 350.000 seien vom Hungertod bedroht. Laut UN-Beobachter handele es sich um die «gegenwärtig schlimmste humanitäre Katastrophe». Die internationale Gemeinschaft sei daher aufgerufen, schnell zu handeln.

Dabei erkennen die Kirchen an, dass sich die deutsche Regierung und Opposition «konstruktiv und im gegenseitigen Einvernehmen um eine konkrete und zügige Lösung der dramatischen Situation» bemühen. Dazu gehöre die Bereitschaft Deutschlands, humanitäre Hilfe zu leisten und sich im UN-Sicherheitsrat für ein umfassendes Waffenembargo gegen den Sudan einzusetzen.

Die Kirchen mahnen, dass die kommenden Tage und Wochen entscheidend für die Organisation der weltweiten Hilfe seien. Wenn die Regenzeit in Kürze beginne, sei das Krisengebiet nur noch auf dem Luftweg zu erreichen. Hilfsorganisationen müssten daher dringend freien Zugang zu der Region erhalten. Der UN-Sicherheitsrat sollte alle notwendigen Maßnahmen beschließen und unverzüglich einleiten, die zur sofortigen Wiederherstellung der Sicherheit in Darfur nötig sind und eine geschützte Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Dörfer ermöglichen.

Die Kirchen rufen zur solidarischen Hilfe für die Menschen auf und bitten eindringlich um Spenden. Die Caritas unterstütze in Zusammenarbeit mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk in Lagern bereits mehr als 36.000 Flüchtlinge. Die Diakonie sichere im Tschad die Trinkwasserversorgung für rund 30.000 Menschen.