EKD-Ratsvorsitzende Käßmann: Weihnachten verwandelt die Welt

Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Margot Käßmann, ermutigt an Heiligabend zu Optimismus trotz aller Krisen und Not in der Welt. "Die Weihnachtsbotschaft kann diese Welt mit ihren vielen Sorgen verwandeln", erklärte die hannoversche Landesbischöfin in Hannover. "Sie kann uns Mut machen, dass wir auf die Märkte und Straßen dieser Welt gehen, um dort für Vertrauen, Gerechtigkeit und Solidarität zu streiten."

Der christliche Glaube führe "gewiss nicht dazu, dass alle Mühen und Ängste und Fragen unserer Welt aufgehoben sind", räumte die Repräsentantin von rund 25 Millionen Protestanten in Deutschland ein: "Ja, es ist längst nicht alles gut auf unserer Welt. Aber wenn wir die Weihnachtsbotschaft ernst nehmen, dass Gott zu uns kommt, können wir mit gutem Grund hoffen."

Zum Thema Klimawandel erklärte Käßmann, der Gipfel in Kopenhagen könne nicht schöngeredet werden, er sei gescheitert. Nur durch eine internationale gemeinsame Strategie zur Eindämmung des CO2-Ausstoßes könne die Klimaerwärmung gestoppt werden. "Und nur so können wir den Planeten Erde bewahren für nachwachsende Generationen." Käßmann: "Nichts ist gut in Sachen Klima, wenn weiter die Gesinnung vorherrscht: Nach uns die Sintflut!"

Auch im sozialen Bereich gebe es in Deutschland besorgniserregende Entwicklungen, vor allem bei der Kinderarmut. "Das Armutsrisiko von Kindern unter 15 Jahren ist in den vergangenen Jahren überproportional angestiegen", kritisierte die Landesbischöfin. Käßmann erinnerte auch an den Suizid des Nationaltorwarts Robert Enke. "Dass sein Tod so viele Menschen berührt hat liegt wohl auch daran, dass Robert Enke stellvertretend für die Ängste vieler steht. Sie wurden an die Abgründe der eigenen Angst erinnert."

Es gebe in der Gesellschaft eine verbreitete Angst, nicht mehr mithalten zu können, so die Bischöfin weiter. "Nichts ist gut, wenn bei uns durchgängig eine Atmosphäre der Gnadenlosigkeit herrscht und alle immer stark sein müssen - wie unmenschlich!" Dennoch dürfe man sich in einer solchen Welt auf Weihnachten freuen. Die Weihnachtsfreude blende Leid und Kummer in der Welt nicht aus. Die biblische Weihnachtsbotschaft sei ein "Kontrastprogramm" zu Verzagtheit und Kummer.

Gegen alle Widrigkeiten und allen Pragmatismus könnten sich Christen dafür einsetzen, "dass unsere Welt sich verändert zu mehr Gerechtigkeit und Frieden. Bis eines Tages Gottes zukünftige Welt kommt, in der alle Tränen abgewischt sind. Dazu macht uns die Weihnachtsbotschaft der Engel vom Frieden auf Erden Mut."

24. Dezember 2009