EKD-Studie: Versteckte Armut auf Land größer als in der Stadt

Berlin (epd). In Armut zu leben, ist auf dem Land häufig noch schwieriger als in der Stadt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Die Ausgrenzung armer Menschen und deren eigene Abgrenzung aus Scham seien in ländlichen Regionen stärker ausgeprägt als in Städten.

Viele Arme wollten sich am liebsten verstecken, berichteten Gerhard Wegner und Marlis Winkler vom Sozialwissenschaftlichen Institut bei einer Tagung der EKD und der Diakonie unter dem Titel "Einladen statt abhängen - unterwegs gegen Armut und Ausgrenzung". Die starke soziale Kontrolle in kleinen Gemeinden führe dazu, dass Menschen Scheu hätten, Hilfsangebote anzunehmen. Sie seien isoliert. Über Armut werde nicht gesprochen, sie werde negiert.

Nach der Studie, für die 2009 und 2010 Frauen und Männer in ländlichen Gebieten befragt wurden, werden die Lebensbedingungen auf dem Land zum Teil positiv wahrgenommen. Dazu zählen größere Wohnungen und oft ein Garten. Kehrseite ist allerdings die meist schlechtere Infrastruktur, die dazu führt, dass die Armen auf ein Auto angewiesen sind. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich Termine etwa bei der Arbeitsagentur oder bei Ärzten kaum wahrnehmen. Schichtarbeiter können ihre Arbeitsstelle mit Bus und Bahn meistens nicht erreichen.

Kirchliche Unterstützung wird der Studie zufolge vor allem von Familien in Anspruch genommen. Es sei übereinstimmende Einschätzung gewesen, dass die Kinder bei der Kirche in guten Händen seien. Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote wurden von den Befragten am häufigsten genannt.

25. Juni 2010

Sozialwissenschaftliches Institut der EKD