Anglikanische Bischöfe beginnen Weltkonferenz

Canterbury (epd). Nach dreitägiger Klausur haben die im englischen Canterbury versammelten anglikanischen Bischöfe aus aller Welt mit den Krisengesprächen über die Zukunft ihrer Kirche begonnen. Den Auftakt der zweiwöchigen Arbeitssitzung bildete am Sonntag ein feierlicher Gottesdienst in der Kathedrale von Canterbury. Die Kirchengemeinschaft wird derzeit von einem Streit über die Weihe von Frauen und von Homosexuellen zu Bischöfen erschüttert. Beobachtern zufolge könnten die Auseinandersetzungen in einer Spaltung der Kirche münden.

"Die Probleme sollen offen und konstruktiv angesprochen werden", sagte der Medienbeauftragte der sogenannten Lambeth-Konferenz, der australische Erzbischof Phillip Aspinall. Ziel sei es, in kleinen Arbeitsgruppen die verschiedenen Konfliktfelder zu definieren und einzukreisen. Um besonders kritische Fragen wie die der menschlichen Sexualität werde es insbesondere gegen Ende der Konferenz gehen. Grundsätzlich seien "die Chancen, Konflikte zu vermeiden, angesichts von 650 Teilnehmern eher minimal", sagte Aspinall.

Die anglikanische Kirche ist nach der katholischen und der orthodoxen die drittgrößte christliche Kirche. Für Kontroversen sorgt unter anderem die Entscheidung der englischen Generalsynode vom 7. Juli, künftig Frauen in Bischofsämtern zuzulassen. Auch die Ordination des homosexuellen US-Bischofs Gene Robinson im Jahr 2003 ist umstritten. Die Lambeth-Konferenz, die nur alle zehn Jahre stattfindet, wird deshalb von rund 250 konservativen Bischöfen unter anderem aus Afrika boykottiert.

An dem Gottesdienst nahmen auch Vertreter nicht-anglikanischer Kirchen teil. Zahlreiche hohe Würdenträger der weltweiten Ökumene schickten zudem Grußworte, die zum Teil auch kritische Elemente enthielten. Der Vatikan etwa sprach sich in einem Schreiben indirekt gegen die Ordination von Frauen und Homosexuellen aus.

Die Beziehungen zwischen der katholischen und der anglikanischen Kirche seien derzeit von "ernsten Herausforderungen" geprägt, erklärte der Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Kardinal Tarcisio Bertone. Der Vatikan betonte jedoch, dass er am Dialog und am Ziel der Einigung der Kirchen festhalten wolle.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. schrieb, die Teilnehmer der Lambeth-Konferenz trügen eine "historische Verantwortung". Die Entscheidungen der Weltkonferenz hätten Konsequenzen für die gesamte Christenheit und für das Verhältnis der Kirchen untereinander. Der Ökumenische Rat der Kirchen rief die Anglikaner zur Geschlossenheit auf. Eine starke Gemeinschaft könne es auch ohne perfekte Übereinstimmung geben, erklärte Generalsekretär Samuel Kobia.

21. Juli 2008