EKD kritisiert Aufschub bei Aufnahme von Irak-Flüchtlingen in EU

Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den weiteren Aufschub der Entscheidung der EU-Innenminister über die Aufnahme irakischer Flüchtlinge kritisiert. "Die prekäre Situation der Flüchtlinge in den Erstaufnahmestaaten ist gut dokumentiert und den Mitgliedstaaten hinreichend bekannt", sagte der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Prälat Stephan Reimers, am Freitag in Berlin. Daher sei nicht nachvollziehbar, dass zunächst ein Expertenteam nach Syrien und Jordanien reisen soll, bevor über die Aufnahme der Flüchtlinge entschieden wird.

Der EU-Innenministerrat hatte am Donnerstag in Brüssel die Entsendung einer Delegation in irakische Nachbarstaaten beschlossen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) rechnete damit, dass die EU rund 10.000 irakische Flüchtlinge aufnehmen wird. Deutschland werde einen "fairen Anteil" dieses Kontingents übernehmen, sagte Schäuble in einem epd-Gespräch in Berlin. Der EU-Beschluss zur Aufnahme der Flüchtlinge könne zum Ende des Jahres fallen.

"Angesichts der Not der Betroffenen kann ich nur hoffen, dass die Expertenreise schnell stattfindet und ausgewertet wird", sagte Reimers. Nach dem nächsten EU-Minister-Treffen müsse unverzüglich mit der Aufnahme begonnen werden. Etwaige Widerstände aus den Bundesländern dürften nicht zu weiteren Verzögerungen führen.

In Syrien und Jordanien leben derzeit rund zwei Millionen irakische Flüchtlinge. Ungefähr 800.000 davon gehören religiösen Minderheiten an. Schäuble macht sich besonders für die Christen unter ihnen stark.

26. September 2008