Weltkirchenrat verlängert Amtszeit von Generalsekretär Kobia

61-jähriger Kenianer soll in Übergangsphase für Stabilität sorgen

Lübeck (epd). Der Weltkirchenrat hat die Amtszeit seines Generalsekretärs Samuel Kobia (61) überraschend um ein Jahr verlängert. Bis die Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) voraussichtlich Anfang 2010 neu besetzt wird, bleibe der Kenianer an der Spitze der 350 Kirchen umfassenden Organisation, erklärte der ÖRK am Donnerstagabend in Lübeck. Dort geht am Freitag die Tagung des ÖRK-Exekutivausschusses zu Ende. Das 25-köpfige Gremium sollte zunächst einen kommissarischen ÖRK-Generalsekretär für 2009 ernennen.

Ein Übergangs-Generalsekretär war nötig geworden, nachdem Kobia im Februar auf eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit verzichtet hatte, obwohl seine Wiederwahl als sicher galt. Vorausgegangen war Kritik aus nordeuropäischen Kirchen an seiner Amtsführung. Kobias Amtszeit begann 2004 und wäre im Dezember 2008 zu Ende gegangen. Der methodistische Pfarrer war der erste Afrikaner, der an die Spitze des Weltkirchenrates gewählt wurde. Sein Vorgänger von 1993 bis 2003 war der deutsche Theologieprofessor Konrad Raiser.

Kobia solle jetzt in der Übergangsphase für Kontinuität und Stabilität sorgen, erklärte der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, der brasilianische Lutheraner Walter Altmann. Ende August/Anfang September 2009 soll der ÖRK-Zentralausschuss - das höchste Leitungsgremium des Weltkirchenrates zwischen den alle sieben Jahre tagenden Vollversammlungen - einen neuen regulären Generalsekretär wählen. Die Ausschreibung für das Amt werde im Oktober gestartet. Der zurzeit nach einem Nachfolger sondierende Findungsausschuss soll dem Zentralausschuss einen "einzelnen Namen zur Approbation vorlegen", hieß es aus der Genfer ÖRK-Zentrale.

Die aus allen Regionen der Welt kommenden Mitglieder des Exekutivausschusses wurden im Februar 2006 auf der 9. Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre (Brasilien) gewählt. Die Evangelische Kirche in Deutschland ist in dem Gremium durch Auslandsbischof Martin Schindehütte vertreten. Der Exekutivausschuss tagt zweimal im Jahr und beschäftigt sich mit Fragen, die der ÖRK-Zentralausschuss an ihn delegiert. Er beaufsichtigt die Geschäfte und überwacht den Haushalt.

Der 1948 gegründete Weltkirchenrat ist der weltweit größte Dachverband christlicher Kirchen unterschiedlicher Konfession mit rund 560 Millionen Mitgliedern. Die römisch-katholische Kirche arbeitet mit dem ÖRK zusammen, ist aber kein Mitglied.

26. September 2008



EKD-Auslandsbischof begrüßt Reformbestrebungen des Weltkirchenrates 
Schindehütte: Chance für Neuanfang

Lübeck (epd). Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat vom Weltkirchenrat eingeleitete Reformbestrebungen begrüßt. Auch mit der Verlängerung der Amtszeit des Generalsekretärs Samuel Kobia (61) um ein Jahr "können wir leben, weil damit Perspektiven für die Zukunft verbunden sind", sagte Schindehütte am Freitag dem epd in Lübeck. In der Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) habe es in letzter Zeit an "Akribie und Klarheit" gefehlt.

Der in der Hansestadt tagende ÖRK-Exekutivausschuss sollte zunächst einen kommissarischen ÖRK-Generalsekretär für 2009 ernennen. Kobia, der zuletzt wegen seiner Amtsführung in der Kritik stand, wird jetzt bis zum Dienstantritt eines Nachfolgers Anfang 2010 die Geschäfte führen. Die Diskussion um die Position des Generalsekretärs sei "hart und schwierig, im Kern aber an der Sache orientiert" gewesen, fügte Schindehütte hinzu. Ingesamt habe eine "konstruktive Grundstimmung vorgeherrscht". Auch eine Polarisierung in Süd und Nord habe es trotz der emotional geführten Debatte so nicht gegeben.

Wichtig für die Zukunft des ÖRK sei zudem die Bildung einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe, die sich aus Mitgliedern von ÖRK-Leitungsgremien, dem Stab in Genf und einem Finanzfachmann zusammensetze. Diese soll dem Ende August/Anfang September 2009 tagenden Zentralausschuss eine Reform der Struktur und der Organisation des Weltkirchenrates vorschlagen.

Zudem werde der ÖRK einen externen Berater engagieren, der zur Optimierung der Arbeitsabläufe beitragen soll, sagte der EKD-Auslandsbischof, der die deutschen Kirchen im Exekutivausschuss vertritt. Zusätzlich wolle der ÖRK das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG beauftragen, sagte Schindehütte weiter. Diese Maßnahmen seien insgesamt erfreulich. Er warnte zugleich, der Reformprozess dürfe nicht durch weiteren internen Streit behindert werden.

Schindehütte zeigte sich zudem zuversichtlich, dass im September 2009 ein neuer Generalsekretär gefunden werde. Spekulationen, Kobia könnte nach der Übergangsphase für eine zweite Amtszeit gewählt werden, wies er zugleich als sehr unwahrscheinlich zurück. Der EKD-Auslandsbischof ist Mitglied des Findungsausschusses, der dem Zentralausschuss für das Amt geeignete Personen aus den rund 350 ÖRK-Mitgliedskirchen vorschlagen soll. Die Ausschreibung für das Amt werde im Oktober gestartet.

Der 1948 gegründete Weltkirchenrat ist der weltweit größte Dachverband christlicher Kirchen unterschiedlicher Konfession mit rund 560 Millionen Mitgliedern. Die römisch-katholische Kirche arbeitet mit dem ÖRK zusammen, ist aber kein Mitglied.

26. September 2008