EKD-Ratsvorsitzender kondoliert der Russisch-Orthodoxen Kirche

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) trauert über den Tod des russischen Patriarchen Alexij II. Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, äußerte am Freitag in einem Kondolenzschreiben an den Heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche sein Mitgefühl. Der Rat der EKD sei in diesen schweren Stunden mit allen russisch-orthodoxen Gläubigen im Gebet und in Trauer verbunden, heißt es darin.

Weiter erinnerte Huber an Begegnungen mit dem Kirchenoberhaupt bei dessen Deutschland-Besuch 1995, beim Friedensgebet im April 2005 in der Kirche des Danilowskij-Klosters anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes sowie bei der Religionsführerkonferenz im Mai 2006 in Moskau. Alexij II. habe die Kirchen auf den gemeinsamen Weg der Versöhnung, des geistlichen Gesprächs und des theologischen Dialogs geführt.

"Wir sind davon überzeugt, dass das langjährige geistliche Wirken von Patriarch Alexij II. in Russland und in Deutschland gnadenreiche Früchte getragen hat und weiter trägt" schreibt Huber. Er verwies zudem auf den ökumenischen Einsatz des Kirchenoberhauptes im Weltkirchenrat und der Konferenz Europäischer Kirchen.

05. Dezember 2008

EKD-Pressemitteilung


Wahl des neuen Patriarchen innerhalb von halbem Jahr

Heiliger Synod der Russisch-Orthodoxen Kirche entscheidet über Ort und Termin der Beisetzung von Alexij II.

Moskau (epd). An diesem Samstag werden 13 Erzbischöfe der russisch-orthodoxen Kirche beschließen, wann und wo der Patriarch von Moskau und ganz Russland beigesetzt wird. Alexij II., der am Freitagmorgen im Alter von 79 Jahren starb, hatte sich in seinem Vermächtnis gewünscht, in der Jelochow-Kathedrale in Moskau bestattet zu werden.

Es gilt als wahrscheinlich, dass der Heilige Synod diesem letzten Wunsch des Patriarchen folgt. Denn die prächtige Christus-Erlöser-Kathedrale gilt zwar als orthodoxe Hauptkirche, ist aber wiederaufgebaut. Die kleinere Jelochow-Kathedrale hingegen ist ein Symbol kirchengeschichtlicher Kontinuität. Die 1722 erbaute Kirche war selbst in der Zeit der stalinistischen Kirchenverfolgungen nicht geschlossen. In den 1930er Jahren war sie Sitz des Metropoliten Sergej, der hier auch begraben ist.

Auch über den Zeitpunkt der Bestattung haben die Bischöfe zu entscheiden. Obwohl nach russisch-orthodoxer Tradition die Beerdigung am dritten Tag nach dem Tode stattfinden muss, ist derzeit der 9. Dezember im Gespräch. Dieses spätere Datum könnte gewählt werden, um Gästen aus dem Ausland die Teilnahme an der Trauerfeier zu ermöglichen.

Die Bestattung Alexijs II. wird auf jeden Fall auch ein Staatsakt ersten Ranges. Der russische Präsident Dmitri Medwedew verschob seinen geplanten Italienbesuch. Er erklärte, Alexij sei nicht nur ein Kirchenführer, sondern auch ein großer Bürger gewesen. Er stehe für die Wiedergeburt der russisch-orthodoxen Kirche, aber auch für zivilgesellschaftlichen Konsens, der für das multi-religiöse Russland wichtig sei.

Tatsächlich hat die russisch-orthodoxe Kirche in den vergangenen 18 Jahren, in denen Alexij II. an ihrer Spitze stand, einen ungeahnten Aufschwung erfahren. Der Patriarch wurde zu einer der wichtigsten Instanzen im öffentlichen Leben Russlands. So begann auch gleich nach den Meldungen über den Tod des Patriarchen die Diskussion über die Nachfolge.

In den vergangenen Monaten war nur hinter vorgehaltener Hand über einen Nachfolger spekuliert worden. Häufig wurde Kyrill, Metropolit von Smolensk und Kaliningrad, genannt. Er hat sich als energischer Vordenker und "Außenminister" des Moskauer Patriarchats profiliert. Auch hat er entscheidenden Anteil an der Erarbeitung der orthodoxen Soziallehre und spielt eine wichtige Rolle im ökumenischen Prozess. Kyrill nahm 2007 am evangelischen Kirchentag in Köln teil. Mit 62 Jahren ist er allerdings noch relativ jung für das Amt des Kirchenoberhauptes.

Gewählt werden muss der neue Patriarch von Moskau und ganz Russland spätestens sechs Monate nach dem Tode des Amtsvorgängers auf einer Großen Kirchenversammlung, dem Landeskonzil. Seit der Wahl von Alexij II. im Juni 1990 ist diese oberste Kirchenversammlung nicht mehr zusammengetreten. Es wird in Moskau spekuliert, die Wahl des Nachfolgers könnte diesmal vom Heiligen Synod vollzogen werden, dem 13 Erzbischöfe angehören.

Der Heilige Synod wird am Samstag zunächst einen vorläufigen Amtsinhaber bestimmen. Für diesen Posten ist Juwenali, Metropolit von Krutizy und Kolomna, im Gespräch.

05. Dezember 2008



Russland trauert um verstorbenen Patriarchen Alexij II.

Orthodoxes Kirchenoberhaupt starb im Alter von 79 Jahren

Moskau (epd). Russland trauert um Patriarch Alexij II. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist am Freitagmorgen im Alter von 79 Jahren gestorben, teilte die Kirche mit. Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt. In seiner Residenz Peredelkino bei Moskau erhielt er von den anwesenden orthodoxen Bischöfen die letzte Ölung.

In der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale, die in der Amtszeit von Alexij II. wieder aufgebaut wurde, beteten die Gläubigen für das Kirchenoberhaupt. Das Patriarchat erreichten Beileidsschreiben von Kirchen und Religionsgemeinschaften aus dem In- und Ausland. Der russische Rat der Muftis, das höchste Organ der islamischen Gemeinschaft, äußerte seine Anteilnahme.

Die orthodoxen Bischöfe erörterten Einzelheiten der Trauerzeremonie für den Patriarchen in der Christus-Erlöser-Kirche in Moskau. Die Beisetzung wird voraussichtlich am Sonntag stattfinden. Offiziell wird der Tod des Kirchenoberhauptes vom Synod der russisch-othodoxen Kirche bekanntgegeben. Der Heilige Synod, dem neben dem Patriarchen dreizehn Bischöfe angehören, soll am Samstag zu einer Sitzung zusammenkommen. Im Laufe eines halben Jahres muss das Kirchengremium einen Nachfolger bestimmen.

Alexij II. war seit 1990 "Patriarch von Moskau und ganz Russland" und hatte damit für die orthodoxen Kirchen ein mit dem des Papstes vergleichbares Gewicht. Mit ihm wird vor allem der Wiederaufbau der russisch-orthodoxen Kirche nach jahrezehntelanger kommunistischer Unterdrückung und die Neuordnung des Verhältnisses von Staat und Kirche verbunden. Die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche waren gespannt. Der Patriarch warf Rom vor, orthodoxen Christen abzuwerben. Mehrfach gab es Spekulationen über ein Treffen mit Papst Benedikt XVI.

Im Oktober nahm Alexij in Istanbul an einem Treffen orthodoxer Kirchenführer teil, bei dem es um die Beilegung innerorthodoxer Spannungen ging. Die Beziehungen zu den ökumenischen Organisationen kühlten in der Amtszeit von Alexij II. ab. Vor wenigen Wochen setzte das Moskauer Patriarchat seine Mitgliedschaft in der "Konferenz Europäischer Kirchen" aus.

Der Patriarch hatte seit längerem ein Herzleiden. Am vergangenen Wochenende hielt er sich zu ärztlicher Behandlung in München auf. Unmittelbar vor Weihnachten war ein Besuch in Österreich geplant, wo Alexij die russisch-orthodoxe Nikolauskathedrale weihen wollte.

Er wurde am 23. Februar 1929 als Alexej Michailowitsch Ridiger in der estnischen Hauptstadt Tallinn geboren. Aufgewachsen in einem baltendeutschen Elternhaus war er seit frühester Kindheit mit der russisch-orthodoxen Kirche verbunden. 1950 wurde er zum Priester geweiht und machte schnell Karriere in der Kirchenhierarchie. Ab 1961 war er Bischof von Tallinn und Estland. Metropolit wurde er 1968. Seit 1990 war Alexij II. Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, die mehr als 100 Millionen Gläubige zählt.

05. Dezember 2008