Locher neuer Ratspräsident der Schweizer Protestanten

Genf/Herisau (epd). Der reformierte Pfarrer Gottfried Locher (44) wird höchster Repräsentant der Schweizer Protestanten. Die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes wählte den Berner am Montag in Herisau im zweiten Wahlgang zum Ratspräsidenten. Locher folgt auf Thomas Wipf (64), der im Dezember nach zwölf Jahren als Ratspräsident abtreten wird.

Locher ist Vizepräsident des Reformierten Weltbundes, er leitet das Institut für Ökumenische Studien der Universität Freiburg und arbeitet als Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Als hauptamtlicher Ratspräsident wird er von 2011 bis 2014 die 2,4 Millionen Schweizer Protestanten vertreten.

Locher hatte vor seiner Wahl angekündigt, dass er als Ratspräsident den Kirchenbund stärken wolle. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, der 26 evangelsiche Kirchen vertritt, müsse als "gemeinsame konfessionelle Heimat" in allen Teilen der Schweiz sichtbar werden. Locher erzielte im zweiten Wahlgang 38 Stimmen, die Abgeordnetenversammlung hat 70 Delegierte. Auf Pfarrer David Weiss aus Luzern entfielen 31 Stimmen. Bereits nach dem ersten Wahlgang zog der Walliser Pfarrer Didier Halter seine Kandidatur zurück.

Der scheidende Ratspräsident Wipf sprach sich für einen Religionsartikel in der Schweizer Bundesverfassung aus. Das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften brauche eine zeitgemäße Regelung, sagte er. Der Kirchenbund argumentiert, dass dem religiös neutralen Staat in der Verfassung ausdrücklich eine Dialogaufgabe zugewiesen werden soll. Das Verständnis und die Achtung zwischen den verschiedenen Religionen zu fördern, wird als staatliche Aufgabe gesehen

Wipf bleibt weiter Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und Mitglied des Präsidiums der Konferenz Europäischer Kirchen. Der Theologe hatte sich auch im kritischen Dialog mit der Wirtschaft einen Namen gemacht.

14. Juni 2010