EKD-Ratsvorsitzender fordert Ausbau der Palliativmedizin

Düsseldorf (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, hat eine bessere Betreuung und Pflege Sterbender gefordert. Insbesondere die Schmerztherapie müsse ausgeweitet werden, sagte Kock in Düsseldorf. Eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe wie in den Niederlanden lehne die evangelische Kirche «ohne Wenn und Aber» ab. Das menschliche Leben sei nach christlichem Verständnis ein Geschenk Gottes und damit «unverfügbar». «Wir brauchen eine stärkere Wahrnehmung von leidenden und sterbenden Menschen, wir brauchen eine Verbesserung ihrer Pflegesituation und wir brauchen den Ausbau der Palliativmedizin», betonte der rheinische Präses, der mit Professoren der Heinrich-Heine-Universität über das Thema Sterbehilfe diskutierte. Der Sterbewunsch vieler schwer kranker Menschen müsse als Hilferuf aufgefasst werden. Denn unerträgliche Schmerzen oder eine unzureichende Pflege seien vielfach «Motoren für den Wunsch nach aktiver Sterbehilfe». Ausdrücklich würdigte Kock das Engagement der ehrenamtlichen Helfer in der Hospizbewegung. Eine Legalisierung der Sterbehilfe auch in Deutschland wäre nach Auffassung des Düsseldorfer Juristen Dirk Olzen vermutlich mit dem Grundgesetz vereinbar. Politisch stehe dies aber derzeit nicht auf der Tagesordnung, betonte Olzen. In den Niederlanden sei mit dem Sterbehilfe-Gesetz, das am 1. April in Kraft trat, eine jahrelang geduldete Praxis auf eine klare Rechtsgrundlage gestellt worden. Nach dem Gesetz dürfen Ärzte unter bestimmten Bedingungen ohne Bestrafung Sterbehilfe leisten. Voraussetzung ist, dass ein Patient unerträglich leidet, keine Aussicht auf Heilung besteht und ein zweiter Arzt hinzugezogen wird. Die Verabschiedung des Gesetzes hatte in Deutschland eine lebhafte Debatte über aktive Sterbehilfe entfacht.