Zentralausschuss des Weltkirchenrates begann Sitzung

Genf (epd). In Genf ist am Montag der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zu einer neuntägigen Sitzung zusammengetroffen. Die Ökumene stehe angesichts ungerechter Strukturen in der Weltwirtschaft und einem drohenden «Kampf der Zivilisationen» vor einer ihrer größten Herausforderungen, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in seiner Eröffnungspredigt vor dem höchsten Leitungsgremium des Weltkirchenrates zwischen den ÖRK-Vollversammlungen.

In der ökumenischen Bewegung seien nach der Aufbruchstimmung im vergangenen Jahrhundert allerdings viele Hoffnungen zerbrochen, räumte Kock ein. Die Vielfalt der christlichen Konfessionen sei nicht nur ein geistlicher Reichtum, sie fördere auch Abgrenzung und Gegnerschaft zwischen den Kirchen. Viele Christen hätten Angst, die eigene Überlieferung könne verfälscht werden. Kock: «Manchen fällt selbst das gemeinsame Gebet schwer.»

Kock rief die Repräsentanten von 342 Kirchen in über 120 Ländern dazu auf, auf dem Weg zur Einheit nicht zu resignieren. So müssten Christen heute zahlreiche Bedrohungen gemeinsam bewältigen. Als Beispiel nannte Kock die Verfolgung von Gläubigen an vielen Orten wie in Pakistan, Nigeria, Indonesien oder Indien. «Sie werden verfolgt, nicht weil sie Presbyterianer oder Episkopale sind, sondern weil sie Christen sind», fügte der rheinische Präses hinzu.

Der Weltkirchenrat will auf seiner bis 3. September tagenden Zentralausschuss-Sitzung unter anderem das gespannte Verhältnis zwischen den orthodoxen und den vor allem protestantischen Mitgliedskirchen verbessern. Eine Sonderkommission stellt dazu Vorschläge zur Änderung der Strukturen des ÖRK vor. In diesem Zusammenhang stehen auch Fragen der Kirchenlehre im Mittelpunkt. Das Gremium mit rund 160 Delegierten kommt alle zwölf bis 18 Monate zusammen. Zuletzt fand der ÖRK-Zentralausschuss im Januar 2001 in Potsdam statt. (07657/26.8.02)