Deutsche-Bank-Chefvolkswirt für Beschäftigung älterer Arbeitnehmer

Hannover (epd). Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, hat die Unternehmer aufgerufen, verstärkt ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen. Man könne nicht die ganze Last der Altersversorgung auf die jüngere Generation abwälzen, sagte er am Donnerstag beim dritten "Kongress christlicher Führungskräfte" in Hannover. Dem stehe allerdings die Regelung entgegen, dass das Einkommen im höheren Lebensalter steige.

Firmenchefs hätten daher ein betriebswirtschaftliches Interesse, die Älteren loszuwerden, sagte Walter. Man müsse darüber nachdenken, ob das Einkommen mit dem Alter auch sinken könne, wenn der Arbeitnehmer nicht mehr so produktiv sei.

Vor rund 2.000 Kongressteilnehmern erklärte der Frankfurter Bankmanager, dass die Marktwirtschaft "in gewisser Weise ethisch" sei. "Der Markt bestraft die Faulheit und Unaufmerksamkeit gegenüber anderen", sagte er. Wer seine Kräfte nicht einsetze und nicht auf die Wünsche anderer achte, werde nicht erfolgreich sein.

Scharf kritisierte Walter wirtschaftliche Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre. Es könne nicht angehen, dass ein Unternehmen erst mit der Beratung einer Firma beauftragt werde und dann mit seiner Prüfung. "Nötig ist eine Gewaltenteilung", so der Volkswirt. Auch sei dringend mehr Distanz der Aufsichtsräte gegenüber den Vorständen erforderlich. Es sei deshalb problematisch, wenn Vorstände später in den Aufsichtsrat rückten.

Als "Fehlsteuerung" kritisierte Walter, der auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, die Kurzatmigkeit und hohe Risikobereitschaft an der Börse. "Das ist kein Share-Holder-Value, sondern Share-Hopper-Value." Vielen gehe es nur "um die schnelle Mark oder den schnellen Dollar".

Der Staat müsse die Gier durch eine geeignete Marktordnung eindämmen, forderte Walter. Beim Kongress christlicher Führungskräfte wollen die Teilnehmer der Frage nachgehen, wie christliche Werte heute in der Wirtschaft Orientierung geben können. Veranstalter sind die evangelische Nachrichtenagentur "idea" aus Wetzlar und die Zeitmanagement-Firma "tempus" aus Giengen in Baden-Württemberg.