Tony Blair will sich für Irak-Krieg vor Gott rechtfertigen

London (epd). Der britische Premierminister Tony Blair glaubt, dass ihn Gott dazu auffordern wird, sich wegen des Irak-Kriegs vor ihm zu verantworten. Er wisse, dass er vor seinem Schöpfer Rechenschaft «über diejenigen ablegen (müsse), die als Ergebnis meiner Entscheidungen getötet oder schrecklich verstümmelt worden sind», sagte Blair der «Times» (Samstags-Ausgabe).

Die Zeitung veröffentlichte einen Bericht ihres ehemaligen Chefredakteurs Peter Stothard, der von Blair die Erlaubnis bekommen hatte, ihn vor und während des Irak-Krieges zu begleiten. Stothard fragte Blair auch, was er fühle, wenn er die Fotos von Kindern sehe, die «als Ergebnis seiner Entscheidungen» getötet worden seien. «Das trifft einen», sagte Blair. «Das trifft einen sehr.»

Stothard berichtet auch, dass Blair seine Rede an die Nation zu Kriegsbeginn nach amerikanischer Art mit «Gott segne Sie» habe abschließen wollen. Seine Berater hätten ihn aber gedrängt, dies nicht zu tun. Blair habe daraufhin den Verweis auf Gott gestrichen und die Fernsehrede mit einem einfachen «Danke» beendet.

Blair gilt als tief gläubiger Mensch. Er ist Anglikaner, steht aber der katholischen Kirche nahe und besucht sonntags die Messe. Seinen Biografen zufolge sind Blairs religiöse Überzeugungen das Ergebnis einer tief gehenden intellektuellen Auseinandersetzung mit religiösen und philosophischen Fragen. Großen Eindruck auf Blair habe das Buch «Christ sein» des Tübinger Professors Hans Küng gemacht. Zu dem liberalen katholischen Theologen steht Blair auch in persönlichem Kontakt. Beide haben sich auch schon mehrmals getroffen.