Abschied von Dorothee Sölle in Hamburg

Hamburg (epd). Als «eine der großen Frauen unserer Zeit» hat die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter die Theologin und Publizistin Dorothee Sölle gewürdigt. «Die prophetische und poetische Stimme dieser Frau wird uns fehlen», sagte sie am Montag in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen vor zahlreichen Trauergästen aus dem In- und Ausland. Sölle war vor acht Tagen 73-jährig an einem Herzinfarkt gestorben.

Sölle habe eine weltweite Gemeinde zusammengeführt mit ihrer «großen Sehnsucht nach authentischer Gottesbegegnung» und ihrer «starken Stimme in unserer selbstsüchtigen und ungnädigen Zeit». Die Nachricht von ihrem Tod sei «in unzähligen Mails von New York bis Soweto, von Seoul bis La Paz um die Welt gegangen», sagte Wartenberg-Potter.

Vor allem habe Sölle eine «neue Sprache und neue Bilder von Gott» gefunden. «Worte wie Brot, Texte voll Klarheit und konkreten Lebens, ehrlich, genau, licht.» Dennoch habe ihr dies keinen Platz an den theologischen Fakultäten Deutschlands eingebracht: «Ich halte dies für eine der bemerkenswertesten Torheiten der Kirchengeschichte der Nachkriegszeit», erklärte Wartenberg-Potter.

Wie keine andere habe Sölle «in die Gottesfinsternis des 20. Jahrhunderts ihr theologisches Licht getragen». Nach Auschwitz, nach dem «Tode Gottes», habe sie es Christen wieder ermöglicht, «Gott zu sagen, Gott zu denken, Gott zu meinen und Gott zu glauben».

An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche Persönlichkeiten aus Kirche, Ökumene, Kultur und Gesellschaft teil. Unter ihnen waren auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, die Vorsitzende der Nordelbischen Kirchenleitung, Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen, und die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann.