EKD-Synode: Konstituierende Tagung in Leipzig

«Solidarität neu buchstabieren» - 10. EKD-Synode vor großen Herausforderungen

Von Renate Kortheuer-Schüring

Leipzig (epd). Der 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die sich von Freitag bis Sonntag in Leipzig neu konstituiert, stehen keine leichten Zeiten bevor. In den nächsten sechs Jahren sollen die 120 Synodalen über die Geschicke der EKD beschließen, deren Mittel geringer werden. Sie agieren in einem Umfeld, in dem christliche Glaubensinhalte immer weniger verankert sind. Und auch politisch sieht sich das Kirchenparlament vor manche Herausforderung gestellt - vom Umbau der Sozialsysteme in Deutschland bis hin zur veränderten Rolle Europas.

Die «Neudefinition des Verhältnisses von Eigenverantwortung und gesellschaftlicher Solidarität» hält EKD-Ratsmitglied Robert Leicht für eine der dringendsten Aufgaben der neuen Synode. «Solidarität wird neu buchstabiert werden müssen, damit sie neu belebt werden kann», sagt Leicht, der als einer der Kandidaten für die Nachfolge von Synodenpräses Jürgen Schmude gilt.

Der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock will in Leipzig auf Sozialreformen und Frieden eingehen. Es ist sein vorletzter Rechenschaftsbericht. Im November in Trier wird ein Nachfolger für ihn gewählt. Im Mittelpunkt der konstituierenden Synodentagung in Leipzig werden allerdings weniger inhaltliche Debatten als vielmehr Wahlen stehen. Gesucht wird ein neuer Präses. Der frühere SPD-Bundesminister Schmude, der die Arbeit der Synode 18 Jahre lang prägte, kandidiert nicht wieder für dieses Amt.

Verschiedene Namen kursieren bereits: Außer Leicht, der Journalist und Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin ist, werden die stellvertretende Präses der Synode und SPD-Oberbürgermeisterin im thüringischen Nordhausen, Barbara Rinke, sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe, der dem EKD-Rat angehört, genannt. Zudem muss die Synode neun ständige Ausschüsse neu besetzen.

Dass die Synode es in der vergangenen Amtsperiode geschafft hat, alte Gräben zwischen den eher missionarisch Orientierten und den sozial und politisch Engagierten zu überwinden, könnte sich als gute Basis erweisen. Für Gröhe liegt hierin eine kirchliche Zukunftschance. Miteinander die «gesellschaftliche und politische Relevanz des Glaubens» zu vermitteln, sei die Hauptaufgabe der evangelischen Kirche, meint das EKD-Ratsmitglied. Die Kirche müsse ihre soziale Rolle erläutern, zum Beispiel die Funktion von Diakonie und Caritas als zentrale Pfeiler der Gemeinschaft.

EKD-Pressesprecher Christoph Vetter sieht in den geplanten Sozialreformen ebenfalls einen wichtige Gegenstand kommender Synodendebatten, einschließlich der «Generationenfrage», die schon Schmude gern zum Thema machen wollte. «Schwer einzuschätzen» findet Vetter, wohin die Arbeits-Reise geht. Sicher würden auch Kirchenreform und die durch schwindende Kirchensteuereinnahmen gekennzeichnete Finanzsituation die Synode in den nächsten Jahren beschäftigen.

Aufgaben genug für das zu 60 Prozent aus «Neuen» bestehende Kirchenparlament, das rund 26,6 Millionen Evangelische vertritt. Mit einem Schwerpunktthema, das den protestantisch eher vernachlässigten Bereich religiöser Erfahrung aufgreift, startet die Synode in Leipzig ihre Amtszeit: «Der Seele Raum zum Atmen geben - Kirchen als Orte der Besinnung und Ermutigung» heißt es - und verspricht ein ruhiger Kontrapunkt zu werden zu den mit Spannung erwarteten Präseswahlen.