Steffensky warnt vor Anpassung der Kirche an den Zeitgeist

Leipzig (epd). Der Theologe Fulbert Steffensky hat die evangelische Kirche aufgefordert, ihr Profil deutlich kenntlich zu machen. Die «säkulare Gegenwart» brauche nicht die Anpassung der Kirchen, sondern ihre Besonderheit und Klarheit, sagte der Hamburger Theologieprofessor am Samstag vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Leipzig. Die Kirche müsse für die Menschen zur Verfügung stehen, dürfe dabei aber nicht den Zeitgeist zum Maßstab ihrer Arbeit machen.

«Die eigene Kenntlichkeit ist die Kirche einer unkenntlichen Gesellschaft schuldig», sagte Steffensky vor den 120 Mitgliedern des Kirchenparlaments. Er warnte vor einer «voreiligen Selbstverbergung» der Kirche. Davon gebe es viele Fälle, beispielsweise in der «öffentlichen Rede» der Kirche, im Konfirmanden- und im Religionsunterricht. «Vielleicht ist uns der Stolz abhanden gekommen, und die Gewissheit, dass wir Lebensschätze zu verwalten haben», sagte der Theologe.

Die Kirche müsse zur Verfügung stehen für die Zeiten, in denen Menschen sie brauchten, «mit ihren Gebäuden, mit ihrer Sprache und ihren alten Gesten», forderte Steffensky. Dafür müssten die Kirchengebäude geöffnet sein. Allerdings könne die Kirche nicht mehr von der «Christlichkeit der Gesellschaft» ausgehen. «Menschen glauben vielmehr auf Zeit: in den Zeiten des Glücks, des Unglücks, der Lebensniederlagen und der Höhepunkte des Lebens.»  Die Kirche dürfe sich nicht zu sehr dem Geist der Zeit und der Zivilgesellschaft anpassen, mahnte Steffensky. Sonst drohe sie ihre «gegenwartskritische Kraft» zu verlieren. «Die Gefahr ist, dass wir in der Heutigkeit ersticken, dass wir sagen, was die anderen sagen und denken.» Die Kirche sei vielmehr «alten Ideen» verpflichtet und damit «unzeitgemäß». Auch wenn man eine Volkskirche mit Einfluss auf Staat und Gesellschaft bejahe, sei man verpflichtet, von der Bibel her zu bestimmen, «was Kirche ist und was sie soll».

Die noch bis Sonntag tagende EKD-Synode befasst sich am Samstag mit dem Schwerpunktthema «Der Seele Raum geben - Kirchen als Orte der Besinnung und Ermutigung».