Erzbischof attackiert Aids-Politik der südafrikanischen Regierung

Kapstadt (epd). Der anglikanische Erzbischof von Kapstadt, Njongogkulu Ndungane, hat die Aids-Politik der südafrikanischen Regierung scharf kritisiert. «Die Tatsache, dass täglich 600 Menschen sterben, ist eine schwere Anklage gegen unsere gewählte Regierung und hinterlässt den Eindruck, dass sie sich nicht darum schert, ob wir leben oder sterben», sagte der Erzbischof der südafrikanischen Nachrichtenagentur Sapa zufolge am Dienstag in Kapstadt.

Ndungane empörte sich besonders über die Drohung des Medizinischen Kontrollrats, die Zulassung für das Aids-Medikament Nevirapin zurückzunehmen. Das Mittel wird eingesetzt, um das Risiko einer HIV-Übertragung von der Mutter zum Kind zu verringern. Nevirapin werde in Dutzenden von Ländern als sichere Medikation empfohlen.

In Südafrika wird das Mittel, das die deutsche Firma Boehringer Ingelheim kostenlos zur Verfügung stellt, bislang in vier Provinzen eingesetzt. Ndungane mahnte Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang, ihrer Verantwortung für die Aids-Katastrophe gerecht zu werden. Die Immunschwäche sei eine so schlimme Schande für die Welt geworden wie einst die Apartheid.

Südafrika hat mit 4,7 Millionen HIV-Infizierten eine der höchsten Aidsraten. Täglich kommen 600 neue Fälle hinzu. Die Politik der Regierung ist heftig umstritten. Erst durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs setzten Aids-Aktivisten durch, dass antiretrovirale Medikamente wie Nevirapin überhaupt zum Einsatz kommen. Präsident Thabo Mbeki hat lange öffentlich bestritten, dass Aids durch einen Virus übertragen wird.