Bischof Huber: Scheitern der WTO-Konferenz schadet beiden Seiten

Baden-Baden (epd). Der Berliner evangelische Bischof Wolfgang Huber hat das Scheitern der Welthandelskonferenz in Cancún als beunruhigend bezeichnet. «Das schadet ja beiden, den Entwicklungsländern wie den Industrienationen», sagte der Bischof in einem Interview mit dem Südwestrundfunk am Montag in Baden-Baden. Nach der am Sonntag ohne Ergebnis beendeten Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) bestehe die Gefahr, dass sich die Gegensätze zwischen Arm und Reich weiter vertieften.

Huber nannte die Globalisierung unumkehrbar. Er rief dazu auf, «die Chancen, die darin liegen», zu nutzen. Der Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg warb daher dafür, in künftigen Gesprächen die Interessen der jeweils anderen Länder stärker zu berücksichtigen. So sei es einerseits wichtig, dass sich wirtschaftlich schwächere Länder wie Brasilien, China und Indien in einer Gruppe wie der G-21 organisierten. Sie erhielten so mehr Gewicht in den Verhandlungen.

Andererseits äußerte Huber aber auch Verständnis für die Industrienationen. Von den Entwicklungsländern werde nicht genügend berücksichtigt, dass deren Regierungen auch Sorge um die eigene Landwirtschaft tragen müssten. Beiträge zur internationalen Gerechtigkeit könnten von den Industrienationen nur dann geleistet werden, «wenn die Wirtschaft im eigenen Land funktionsfähig gehalten wird». Die Funktionsfähigkeit des eigenen Bereichs und Maßstäbe internationaler Gerechtigkeit dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, forderte der Bischof.