Luther-Film findet in den USA überwiegend positives Echo

Weltpremiere der deutsch-amerikanischen Produktion in Washington

Von Konrad Ege

Washington (epd). Bei der Weltpremiere in Washington, das sich noch nicht ganz vom Hurrikan Isabel erholt hat, fehlte etwas von dem Glanz und Glitzer, die man von Hollywood-Partys kennt. Doch Opulenz hätte auch gar nicht zu diesem Film gepasst: «Luther» erzählt vom Werdegang und von den inneren Konflikten des Augustinermönchs Martin Luther aus der sächsischen Provinz, der als Reformator ein neues Kapitel des Christentums schrieb. Der Film kommt nun zunächst in die amerikanischen Kinos, ab 30. Oktober läuft er in Deutschland an.

Regie führte der wegen eines preisgekrönten Films über den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer («Bonhoeffer - Die letzte Stufe») bekannt gewordene Kanadier Eric Till. Er entführte die Zuschauer in das 16. Jahrhundert. Dreck und Staub auf den Straßen, Korruption in Politik und Kirche, Angst in den Seelen: Todernst nahmen die Menschen damals die Warnungen des Ablasspredigers Tetzel vor Fegefeuer und Höllenqualen. Till zeigt den Zuschauern einen nach einem «barmherzigen Gott» suchenden und oft selbstzweiflerischen Martin Luther (Filmstar Joseph Fiennes), der alle Kraft braucht, um seinem Gewissen zu folgen.

Filme mit religiösen Inhalten kommen in den USA nicht besonders oft in die Kinos. Und wenn, dann hagelt es meist Kontroversen, wie bei Martin Scorseses «Die letzte Versuchung Christi» vor ein paar Jahren oder bei Mel Gibsons noch unfertigen und nach Ansicht von Kritikern antisemitschem Film über die letzten Stunden Jesu Christi. «Luther» wird dagegen in kirchlichen Kreisen in den USA begrüßt. Der Film habe ihm sehr gefallen, sagte Edgar Schick, Präsident Emeritus des Studienhauses «Luther Institute» (Washington), dem epd. Abgesehen von einigen «durchaus vertretbaren» Abweichungen bleibe «Luther» den historischen Begebenheiten der Zeit treu.

Erste US-Filmrezensionen fielen überwiegend positiv aus. «Luther» sei ein «wunderbares historisches Drama», hieß es in NewsMax.com. Möglicherweise würden sich aber Katholiken an einigen Passagen im Film stören, etwa wenn Martin Luther «Witze reißt» über katholische Kirchenführer. Der Internet-Filmdienst AboutFilm.com bedauerte, dass Martin Luthers Zustimmung zur blutigen Niederschlagung der Bauernaufstände nicht genügend erforscht werde, habe Luthers Lehre diese doch mit angespornt. Mit anhaltendem Beifall wurde der Film vom Premierenpublikum in Silver Spring bei Washington aufgenommen.

«Luther» wurde von der Berliner Neue Filmproduktion in Kooperation mit der lutherischen US-amerikanischen Versicherungsgesellschaft Thrivent Financial for Lutherans hergestellt. Der Film glänzt auch neben Fiennes mit einer Starbesetzung: Sir Peter Ustinov ist als Luthers durchtriebener Beschützer Friedrich der Weise zu sehen. Alfred Molina spielt den Ablassprediger Johann Tetzel, der den Menschen Seelenheil versprach für eine entsprechende Geldspende.

Wenn der Film in den Kinos ist, wird sich schnell zeigen, ob «Luther» Stehvermögen hat und auch nicht-religiöse Zuschauer anzieht. Dazu sind manche Szenen, begleitet von melodramischer Musik und viel zu oft von heftigem Pferdegetrappel, vielleicht etwas zu Helden verehrend geraten.