Kongress evangelischer Schulen eröffnet

Evangelische Schulen wollen «Lebendiges Gegenmodell» sein

Nürnberg (epd). Die evangelischen Schulen in Deutschland wollen nach eigenen Angaben ein lebendiges Gegenmodell zu einem Bildungsverständnis sein, das sich nur an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes ausrichtet. Es gehe bei der Arbeit mit Schülern um mehr als nur um Wissen und Leistung, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, am Donnerstag in Nürnberg zum Auftakt des ersten Bundeskongresses evangelischer Schulen.

In evangelischen Schulen würden die Schüler zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, zur Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit und zu sozialer Verantwortung erzogen, unterstrich Kock. Von den Eltern werde dies in hohem Maße anerkannt. Allgemein bildende evangelische Schulen hätte selbst dort unvermindert großen Zulauf, wo benachbarte staatliche Schulen bereits mit Schülerschwund rechnen müssten. Immer mehr Anträge auf Gründung evangelischer Schulen würden gestellt.

Die nachwachsende Generation brauche nicht nur eine materielle Perspektive, sagte der Präsident des Diakonischen Werks der EKD, Jürgen Gohde. Die Vermittlung sozialen Verantwortungsbewusstseins sei der «Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der demokratischen Gesellschaft».

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU), bezeichnete die Privatschulen als Ausdruck von Bildungsvielfalt. Von ihnen werde eigenes Profil und pädagogische Innovation erwartet. Sie könnten damit zum Vorbild für staatliche Schulen werden.

An dem evangelischen Schulkongress nehmen rund 300 Vertreter aus 150 Schulen teil. Zum Abschluss soll eine bundesweite Interessenvertretung ins Leben gerufen werden. In Deutschland gibt es 960 evangelische Schulen mit 140.000 Schülerinnen und Schülern.

Evangelische Kirche gegen Benimm-Unterricht

Nürnberg (epd). Gegen die Einführung eines Benimm-Unterrichts an den Schulen haben sich führende Vertreter der evangelischen Kirche ausgesprochen. «Eine solche Extra-Stunde wäre ein Indiz, dass an der Schule ganz generell etwas nicht stimmt», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, am Donnerstag in Nürnberg am Rande des Bundeskongresses evangelischer Schulen. Wenn den Umgangsregeln im Schulalltag Geltung verschafft werde, komme es automatisch zu kultiviertem Miteinander.

Kinder wollten angenommen und gemocht werden, sagte der Präsident des Diakonischen Werkes der EKD, Jürgen Gohde. Wenn ein Kind das spüre, reagiere es entsprechend und brauche kein Spezialfach für gutes Benehmen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU), bezeichnete die Diskussion um das Verhalten der Schüler als Hilferuf: «Das ist ein Ausdruck des Leidensdrucks, den wir an den Schulen haben.» Ein Benimm-Fach löse das Problem jedoch nicht. Wolff empfahl den Abschluss von «Erziehungsverträgen» zwischen Elternhaus und Schule, in denen die jeweiligen Verantwortungsbereiche festgelegt werden. «Wir müssen neue Formen der Verbindlichkeit zwischen Lehrern und Eltern finden», sagte sie.

25. September 2003