Kock: Orthodoxe und Protestanten zu ökumenischen Aufbrüchen bereit

St. Petersburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, sieht Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen zur Russischen Orthodoxen Kirche. Der Besuch einer EKD-Ratsdelegation in Russland, der an diesem Donnerstag endet, habe unterstrichen, dass beide Kirchen zu «neuen ökumenischen Aufbrüchen» bereit seien, sagte Kock in einem epd-Gespräch in St. Petersburg.

Trotz unterschiedlicher Standpunkte in theologischen Fragen habe sich im Verhältnis zwischen Protestanten und Orthodoxen seit dem letzten Besuch einer EKD-Ratsdelegation im Jahr 1997 atmosphärisch vieles verbessert, sagte Kock. «Die Verunsicherung der letzten Jahre ist größerer Gelassenheit gewichen», so der Ratsvorsitzende. Dazu hätten auch die im vergangenen Jahr im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) gefundenen Kompromisslinien beigetragen.

Zugleich blieben die theologischen Differenzen zu Fragen wie Frauenordination und Homosexualitat bestehen, so Kock. Im bilateralen Dialog seien noch «viele Brocken» aus dem Weg zu räumen. Einzelfragen dürften aber dem Gespräch mit den Orthodoxen nicht im Wege stehen. Die evangelische Kirche müsse dabei klar machen, dass die Unterschiede der Glaubenstraditionen der Kirchen auch ein Reichtum und nicht nur eine Bedrohung seien.

Kock sprach sich dafür aus, im Tempo der Ökumene nicht nachzulassen und auf ein «freundschaftliches Verhältnis» der Kirchen hinzuarbeiten. «Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Jahrhundert die Menschen, die der Kirche verbunden sind, nicht länger warten wollen», sagte der Ratsvorsitzende mit Blick auf Stimmen in der orthodoxen Kirche, denen zufolge die Protestanten nicht genügend Geduld in der Ökumene aufbringen. «Zugleich wissen wir, dass wir nicht auf Umarmungen hoffen dürfen», so Kock.

Der Ratsvorsitzende unterstrich zudem, dass der EKD viel an der Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) liege. «Der Dialog zwischen EKD und russisch-orthodoxer Kirche steht für uns nicht isoliert, sondern im Kontext des ÖRK und der Konferenz Europäischer Kirchen». Anfang dieser Woche hatte Metropolit Kyrill von Smolensk die Arbeit des ÖRK als ineffizient kritisiert und eine Reform des Weltbundes der nicht-katholischen Christenheit gefordert.