Ethikkommission: Wenig Interesse an Forschung mit Stammzellen

Berlin (epd). Das Interesse deutscher Forscher am Import embryonaler Stammzellen ist deutlich geringer als erwartet. Der im Juli 2002 gegründeten Zentralen Ethikkommission für Stammzellenforschung sind bislang nur sieben Anträge für die Genehmigung von Forschungsprojekten vorgelegt worden, berichtete der Vorsitzende der Kommission, Professor Ludwig Siep, am Mittwoch in einer Sitzung des Nationalen Ethikrates in Berlin.

Die Zentrale Ethikkommission, die die Bundesregierung nach der Verabschiedung des Stammzell-Import-Gesetzes einberufen hatte, stimmte fünf Anträgen zu. «Wir haben am Anfang mit mehr gerechnet», sagte Siep. Doch es sei nicht zu einer «Flutwelle» von Anträgen gekommen. Die Ethikkommission könne jedoch nicht beurteilen, ob dies daran liege, dass Deutschland bei der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen den Anschluss verloren habe oder das Stammzellgesetz eine Forschung im ausreichenden Maße nicht zulasse.

Bei den Anträgen habe es sich um Grundlagenforschung gehandelt, berichtete Siep. Dabei gehe es um Fragen, wie sich Stammzellen nach der Einpflanzung in verschiedene Gewebe differenzierten oder aus Stammzellen gewonnene Zellen nach der Transplantation in tierische Organe entwickelten. Auch die Embryogenese sei von Interesse. Die Forschungsprojekte waren über Drittmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder des Max-Planck-Instituts finanziert worden. Zudem wurde ein Antrag der Pharmafirma ProteoSys genehmigt.

Weil sich embryonale Stammzellen zu jeder Art von Zelle entwickeln können, hofft die Wissenschaft, aus den Ergebnissen dieser Forschung Therapien für bislang unheilbare Krankheiten entwickeln zu können. Die Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen ist in Deutschland nur gestattet, wenn die Stammzellen vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden und das Forschungsvorhaben hochrangig und alternativlos ist. Die Ethikkommission, in der Biologen, Mediziner, Philosophen und Theologen vertreten sind, überprüft die Anträge anhand dieser Kriterien.