Neuer Anlauf für Aufbau der Garnisonkirche gestartet

Potsdam (epd). Die 1945 bei einem alliierten Bombenangriff zerstörte und 1968 gesprengte Garnisonkirche in Potsdam soll unter Schirmherrschaft von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Bischof Wolfgang Huber und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wieder aufgebaut werden. Unter dem Motto «Ruf aus Potsdam» wurde am Donnerstagabend eine internationale Spendenkampagne nach dem Vorbild der Dresdner Frauenkirche gestartet. Die Grundsteinlegung ist für den 14. April 2005 geplant, dem 60. Jahrestag der Bombardierung Potsdams.

Zu den rund 90 Erstunterzeichnern des Potsdamer Aufrufs gehören auch der Fernsehmoderator Günther Jauch, der Berliner Theologieprofessor Richard Schröder und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). «Wir wollen uns nicht damit abfinden, dass es bei der Hinrichtung dieses einmaligen und geschichtsträchtigen Bauwerks bleiben soll», heißt es in dem Aufruf des Industrieclubs Potsdam. «Wir hoffen auf Unterstützung aus den Staaten, die an dem von uns Deutschen entfesselten Zweiten Weltkrieg beteiligt waren.»

Bischof Huber begrüßte die Initiative des Industrieclubs als «wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einübung von Freiheit». Der Abriss der wieder aufbaufähigen Ruine sei in unwürdiger Weise beschlossen worden, sagte er. Platzeck würdigte das bürgerschaftliche Engagement für die Wiederherstellung der historischen Potsdamer Innenstadt. Der Nachbau der Garnisonkirche sei ein «sehr wichtiges und sehr zukunftsweisendes Projekt», sagte er.

Eine «Stiftung Garnisonkirche Potsdam» von Stadt, Land und Kirche sowie ein Förderverein des Industrieclubs sollen zur Finanzierung des Bauvorhabens in Kürze gegründet werden. Die Baukosten werden auf rund 50 Millionen Euro geschätzt, der Nachbau der 1732 eingeweihten Militärkirche soll bis 2012 beendet sein. Die evangelische Kirche soll die Entscheidungshoheit über die Nutzung des Neubaus erhalten. Im Vorfeld der Kampagne wurden den Angaben zufolge noch keine Zusagen über Spenden eingeworben. Die Initiatoren setzen jedoch auf Kontakte in Wirtschaftskreisen, um finanzstarke Förderer zu gewinnen.

Der Industrieclub steht eigenen Angaben zufolge in der Tradition des historischen «Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen» von 1821. Der unter anderen von den Wissenschaftlern Alexander und Wilhelm von Humboldt, dem Baumeister Karl Friedrich Schinkel und dem Hofbildhauer Johann Gottfried Schadow gegründete Verein hatte die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der Region zum Ziel und unterstützte auch die Gründung der Technischen Universität Berlin.

16. Januar 2004