Schorlemmer prangert Verlegung der Arbeit ins Ausland an

Hannover (epd). Der Theologe und Publizist Friedrich Schorlemmer hat die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland durch deutsche Unternehmen angeprangert. Die Konzerne umgingen so die in Deutschland üblichen Sozialstandards, kritisierte er am Dienstagabend bei der Aufzeichnung der Fernseh-Talkshow "Tacheles" zum Thema "Vollbeschäftigung" in der Marktkirche in Hannover: "In Billiglohn-Ländern werden die Menschen ohne Sozialverpflichtungen ausgebeutet."

Schorlemmer, Studienleiter der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg, forderte international gültige Sozial- und Umweltstandards. Hier seien die acht größten Industriestaaten der G8 gefordert. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik müsse globalisiert werden. Zugleich plädierte er dafür, die Arbeit von Lohnnebenkosten zu entlasten, indem andere Einkommensarten in die Finanzierung der Sozialsysteme einbezogen würden.

Der Chef des Sportartikel-Herstellers "Trigema", Wolfgang Grupp, rief zur Produktion in Deutschland auf: "Ich kenne nicht einen Unternehmer, der reicher geworden ist, seitdem er im Ausland produziert." In Deutschland werde derzeit so wenig konsumiert, weil die Menschen nicht wüssten, ob sie in Zukunft noch Arbeit hätten. Statt Arbeiter im Ausland zu bezahlen müssten die ohnehin von der Gesamtwirtschaft bezahlten Arbeitslosen in Deutschland wieder ins Arbeitsleben integriert werden.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, wies darauf hin, dass die Wirtschaft in Deutschland von der ökonomischen und sozialen Infrastuktur lebe: "Das ist ein Gut, das nicht unter die Räder kommen darf." Der Geschäftsführer der Schuhhandelskette Görtz, Friedrich Görtz, forderte einen Subventionsabbau und gleichzeitige Steuersenkungen durch den Staat. Dann bleibe den Arbeitnehmern mehr Geld in der Tasche, ohne dass die Löhne steigen müssten.

Die Fernseh-Talkshow "Tacheles" ist am Donnerstag und am Sonntag jeweils um 16.30 Uhr sowie am Sonnabend um 22.15 Uhr auf dem Dokumentationskanal "Phoenix" zu sehen.

25. Februar 2004