Oberhaupt der Anglikaner befürwortet Bischofsweihe von Frauen

London (epd). Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hat keine «theologischen Einwände» gegen die Bischofsweihe von Frauen. In einem Interview der Zeitung «The Daily Telegraph» aus Anlass seiner Amtsübernahme vor einem Jahr befürwortete das Oberhaupt der anglikanischen Kirche die Zulassung von Bischöfinnen. Gleichzeitig müsse Frauen damit auch das Amt des Erzbischofs offen gestellt werden. Ähnlich wie die erste Ordination von Priesterinnen vor zehn Jahren sind auch diese Pläne in der anglikanischen Kirche äußerst umstritten.

Eine Kirchenkommission hatte in einem kürzlich veröffentlichten Bericht vorgeschlagen, Frauen zwar die Wahl zur Bischöfin, nicht aber zur Erzbischöfin zu ermöglichen. Dies sollte ein Kompromiss zwischen dem liberalen und dem konservativen Flügel der Kirche sein. Williams sagte in dem Interview, er rechne mit Schwierigkeiten bei der Zulassung von Bischöfinnen. Auf die Frage, wie und um welchen Preis dies vonstatten gehen solle, habe er keine einfache Antwort parat.

Williams sagte zudem, die Welle des Protestes gegen die geplante Ernennung eines homosexuellen Priesters zum Bischof von Reading im vergangenen Jahr habe ihn sehr getroffen. Pastor Jeffrey John hatte auf Druck konservativer Bischöfe schließlich auf seine Weihe verzichtet.

Für viele in der Kirche habe dies eine schwere Niederlage bedeutet, sagte Williams. Er selbst habe in dieser Phase erkennen müssen, was es heiße, als Oberhaupt der Kirche auch gegen seine persönlichen Ansichten die Sichtweise der traditionellen Kirche aufrecht zu halten. Williams, der selbst dem liberalen Lager zugerechnet wird, hatte sich gezwungen gesehen, John den Verzicht auf das Amt nahe zu legen.

27. Februar 2004