Rund 50.000 Zuschauer beim Kinostart von "Die Passion Christi"

Mel Gibson verteidigt Jesus-Film: «Tortur war Realität»

Frankfurt a.M./Bonn (epd). Der umstrittene Film «Die Passion Christi» von Mel Gibson hat am Starttag rund 50.000 Zuschauer in die deutschen Kinos gelockt. Damit sei er auf Platz zwei hinter dem US-amerikanischen Animationsfilm «Bärenbrüder» gelandet, teilte das Marktforschungsunternehmen Nielsen am Freitag dem epd in Frankfurt mit. Der Film lief am Donnerstag in 386 deutschen Kinos an. Der Regisseur verteidigte seinen wegen brutaler Szenen und antisemitischer Tendenzen kritisierten Film in einem TV-Interview.

Gibson betonte in dem Interview, das der katholische Fernsehsender EWTN (Eternal World Television Network) am Donnerstagabend ausstrahlte, seine christlich-missionarischen Motive. Das Leben Jesu sei im Kino noch nie so erzählt worden, «wie es sein sollte», sagte der Action-Star, der die Produktionskosten von 30 Millionen Dollar selbst trug. Bisherigen Passionsfilmen fehle es an Wirklichkeitssinn, sowohl historisch als auch in Bezug auf die Bibel. Vor allem mangele es ihnen an getreuer Wiedergabe, was die Größe des Opfers Jesu angehe, so Gibson: «Diese Tortur, das war Realität.»

«Jeder, der diesen Film sieht und bis zum Ende dableibt - das glaube ich und das war auch meine Absicht - wird eine tief greifende Veränderung erleben», sagte der australisch-amerikanische Regisseur. Gibson hält an der katholischen Lehre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) fest. Er ließ in den USA eine Kirche bauen, in der die lateinische Messe gelesen wird. Im Film sei es ihm auch um das Verständnis der Eucharistiefeier gegangen, sagte er. Er habe das Opfer am Kreuz dem Opfer des Altares gegenüberstellen wollen.

Auch Jesus-Darsteller Jim Caviezel äußerte sich zum christlichen Hintergrund des Films: «Es geht um Bekehrung», sagte er. Viele wollten den Film genau aus diesem Grund nicht sehen und würden sich herausreden mit dem Argument, der Film sei zu brutal.

Caviezel, der während der Dreharbeiten versehentlich von Geißelschlägen getroffen wurde, sagte, er habe vor Schmerz nicht einmal mehr schreien können und gespürt, wie es für Jesus gewesen sein muss. Die Aussage Jesu, er sei «der Weg, die Wahrheit und das Leben», verstehe er jetzt mehr denn je, sagte der Schauspieler. Ihm selber hätten bei der enormen Herausforderung der Rolle die tägliche Kommunion, die Beichte und das Rosenkranz-Gebet geholfen, so Caviezel. Zudem verlasse er sich auf das Gebet der Zuschauer.

In Hamburg standen am Donnerstagabend fünf Pastoren in Cinemaxx-Kino für Seelsorgegespräche bereit. Viele Menschen seien nach der Vorstellung sehr berührt und «in sich gekehrt» gewesen, sagte Pastor Rüdiger Sachau. Der Film beschränke sich auf das Leiden Christi. In den Seelsorgegespräche könne dasjenige angesprochen werden, was Gibson ausgeblendet habe.

Vertreter beider großen Kirchen hatten die Folterszenen des Films kritisiert. Für viele Zuschauer werde damit die Grenze des Erträglichen überschritten, hieß es. Mit der drastischen Darstellung der Gewalt werde zudem die biblische Botschaft verkürzt. Gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden warnten die Kirchen zudem vor einer antisemitischen Instrumentalisierung des Werks, etwa durch eine negative Überzeichnung des Hohen Rates.

19. März 2004