Kirchen kritisieren scharf aktive Sterbehilfe

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen haben sich vehement gegen die aktive Sterbehilfe ausgesprochen. Aktive Sterbehilfe komme einer «Bankrotterklärung der Menschlichkeit gleich», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Mittwoch in Berlin anlässlich der am 24. April beginnenden «Woche für das Leben». Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sprach von einem «Irrweg», wenn der aktiven Sterbehilfe der Weg geebnet werde.

Die «Woche für das Leben» der evangelischen und katholischen Kirche steht in diesem Jahr unter dem Leitwort «Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens». Damit solle die Aufmerksamkeit auf das Thema Sterbebegleitung und Sterben in Würde gelenkt werden, erläuterte Lehmann. Es gebe bei vielen Menschen Orientierungsbedarf in der Frage, ob es jenseits einer Lebensverlängerung um jeden Preis und einer aktiven Tötung noch andere Möglichkeiten gebe.

Die Sorge um ein Sterben in Würde sei berechtigt, ergänzte Huber. Menschliches Leben zu töten sei keine Lösung. Aktive Sterbehilfe sei daher keine Sterbehilfe, sondern Töten. Menschlichem Leid dürfe nicht durch Tötung, sondern müsse durch menschliche Zuwendung begegnet werden, betonte Huber. Eine Praxis der aktiven Sterbehilfe setze alte, behinderte und schwerstkranke Menschen unter enormen Druck, der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen, so Lehmann. Sie sei daher entschieden abzulehnen.

Die beiden obersten Repräsentanten der Kirchen lobten die Arbeit von Hospizeinrichtungen. Alle, die Menschen in ihrem Sterben achtsam begleiteten, leisteten einen unersetzlichen Dienst an der Würde des Menschen, sagte Lehmann. Mit der «Woche für das Leben» sollten auch diese Menschen unterstützt werden.

Die Bischöfe forderten zudem eine Stärkung der Palliativmedizin in Deutschland. Zwar gebe es bei der medizinischen Betreuung Schwerstkranker und Sterbender Fortschritte, aber dieses Gebiet sei in der ärztlichen Ausbildung kein Pflichtfach, so Huber. Bislang gebe es zu wenig Palliativbetten in den Krankenhäusern. Hier sei eine deutliche Erhöhung der Bettenzahlen erforderlich.

Die «Woche für das Leben» wird am Samstag, 24. April, mit einem ökumenischen Gottesdienst im Karlsdom in Aachen eröffnet. Der Gottesdienst wird von Kardinal Lehmann und dem stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Christoph Kähler gehalten. Bis zum 1. Mai finden in zahlreichen katholischen und evangelischen Gemeinden sowie in Einrichtungen von Caritas und Diakonie Veranstaltungen zu dem Thema Sterben in Würde statt.

24. März 2004