Mehrheit der Deutschen betrachtet die "Zehn Gebote" als verbindlich

Hannover/Stuttgart (epd). Zwei Drittel der Deutschen betrachten die biblischen Zehn Gebote nach einer Umfrage als verbindlich für ihr tägliches Leben. 66 Prozent der mehr als tausend Befragten konnte dieser Aussage zustimmen, ergab eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Magazins «Reader's Digest» vom April. Jeder Zweite kennt danach das Gebot «Du sollst nicht töten».

Mehr als ein Drittel der Befragten konnten die Gebote «Du sollst nicht stehlen» und «Du sollst nicht ehebrechen» nennen. Das dritte Gebot «Du sollst den Feiertag heiligen» sei dagegen nur fünf Prozent bekannt und damit kaum mehr im allgemeinen Bewusstsein.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann bezeichnete die Zehn Gebote in einem Beitrag für «Reader's Digest» als «Lebensregeln für eine gute Welt», die nach wie vor aktuell seien. «Eine Zeit, die nach Orientierung geradezu ruft, braucht die Zehn Gebote», fügte die Bischöfin hinzu. Sie könnten «Grundlage einer allgemeinen Ethik sein».

25. März 2004


Pressemitteilung von Reader's Digest zur Aprilausgabe

"Du sollst nicht töten" ist das bekannteste der Zehn Gebote

Reader's Digest hat nachgefragt: Die Gebote sind zwar anerkannt, aber unbekannt - Landesbischöfin Käßmann: Zehn Gebote sind "Lebensregeln für eine gute Welt"

Stuttgart, 24. März 2004. Über alle Konfessionsgrenzen hinweg betrachten 66 Prozent der Deutschen die Zehn Gebote für ihr tägliches Leben als verbindlich. Und selbst unter denen, die sich zu keiner Religion bekennen, sind es noch 45 Prozent. Doch nur die wenigsten können mehr als ein paar wenige aufsagen. Immerhin jeder zweite, 48 Prozent, kennt das fünfte Gebot: "Du sollst nicht töten". Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für das Magazin Reader's Digest Deutschland (April-Ausgabe).

Wie sich herausstellte, gibt es starke Unterschiede im Bekanntheitsgrad der einzelnen Gebote bei den 1008 Befragten. Neben "Du sollst nicht töten" fiel ihnen vor allem das siebte Gebot "Du sollst nicht stehlen" (38 Prozent) ein, gefolgt vom sechsten Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" (37 Prozent). Deutlich seltener wurden das vierte Gebot "Du sollst Vater und Mutter ehren" (26 Prozent) und das neunte Gebot "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau" (25 Prozent) genannt. Beinahe unbekannt ist das zweite Gebot. An "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen" erinnern sich nur 4 Prozent der Bevölkerung. Und auch das dritte Gebot - "Du sollst den Feiertag heiligen" - ist kaum mehr im Bewusstsein (5 Prozent).

Bischöfin Käßmann: Zehn Gebote sind Grundlage allgemeiner Ethik

Aus Sicht von Margot Käßmann, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, sind die Zehn Gebote nach wie vor aktuell und so etwas wie "Lebensregeln für eine gute Welt". Sie seien eine konkrete Anleitung zum Leben und Handeln aus dem Glauben heraus bzw. "können Grundlage einer allgemeinen Ethik sein".

Dass das zweite Gebot ("Du sollst den Feiertag heiligen") kaum mehr bekannt ist, muss aus Sicht der Bischöfin bedenklich stimmen. Sie warnt in ihrem Beitrag für Reader's Digest, dass der Sonntag durch verkaufsoffene Geschäfte immer mehr zum Werktag wird. "Dann gibt es nur noch einen Gleichklang von sieben Werktagen. Gemeinschaft wird so zerstört", so Käßmann, die als Konsequenz fürchtet: "Irgendwann wird unsere Gesellschaft dann kollektiv dem Burnout-Syndrom erliegen."

Ihre Schlussfolgerung: "Eine Zeit, die nach Orientierung geradezu ruft, braucht die Zehn Gebote." Gerade wenn heute gefragt werde, wie denn Jugendliche Werte fänden, wie denn das Miteinander von Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zu gestalten sei, könnten die Zehn Gebote Maßstäbe setzen, so Bischöfin Käßmann, denn: "Sie haben sich wahrhaftig bewährt durch Jahrtausende!"

Die April-Ausgabe von Reader's Digest ist ab dem 29. März 2004 an zentralen Kiosken erhältlich.