Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen beschließen Föderation

Bischof Kähler: Zusammenschluss mit Leben erfüllen

Eisenach/Halle (epd). Die beiden großen evangelischen Kirchen in Sachsen-Anhalt und Thüringen haben eine Föderation beschlossen. Auf getrennten Tagungen in Halle und Eisenach gaben die Synoden der Kirchenprovinz Sachsen und der thüringischen Kirche am Samstag mit großen Mehrheiten ihre Zustimmung. In Halle votierten 70 der 74 Synodalen für den Zusammenschluss, in Eisenach sprachen sich 45 der anwesenden 64 Synodalen für das Vertragswerk aus. Erforderlich war in beiden Kirchenparlamenten eine Zweidrittelmehrheit. Dies ist der zweite Kirchenzusammenschluss in Ostdeutschland.

In einer ersten Stellungnahme dankte der thüringische Landesbischof Christoph Kähler für die offene Debatte in der Vorbereitungsphase. Zugleich forderte er die Synodalen auf, den Prozess auch weiterhin mit «konstruktiver Kritik» zu begleiten. Die Föderation müsse mit Leben erfüllt werden. Als wichtigstes Ziel der «Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland» nannte Kähler «Dienstleistungen für die Kirchgemeinden und nach außen», die künftig deutlich professioneller sein könnten.

Der Magdeburger Bischof Axel Noack verglich die Föderation mit einer Ehe, in der auch die eigene Persönlichkeit der beiden Kirchen als Partner nicht aufgegeben werde. Die Beschlüsse bedeuteten einen Motivationsschub für die kirchlichen Mitarbeiter und seien ein guter Start für den Zusammenschluss.

Nach den Worten von Bischof Kähler wird der in Thüringen und Sachsen-Anhalt eingeleitete Prozess innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit großem Interesse verfolgt. Die bisherigen Gespräche seien ein Beispiel für Fairness, Klarheit und Kompromissbereitschaft. Es sei deutlich geworden, dass ernsthaften Entwicklungen mit ernsthaften Maßnahmen begegnet werden könne, wenn die Partner auf Augenhöhe miteinander verhandeln, betonte Kähler, der stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender ist.

Mit den Entscheidungen von Eisenach und Halle sind die Voraussetzungen für das In-Kraft-Treten der Föderation am 1. Juli gegeben. Davon sind zwischen Thüringer Wald und Altmark rund eine Million evangelische Christen betroffen. Noch in diesem Jahr wollen beide Kirchen als erste Schritte eine gemeinsame Kirchenleitung, eine Gesamtsynode und ein gemeinsames Kirchenamt bilden.

In der ersten Phase sollen allerdings auch die beiden Synoden sowie die Kirchenleitungen mit den Bischofsämtern in Eisenach und Magdeburg erhalten bleiben. Von 2008 an ist vorgesehen, den Zusammenschluss der beiden Nachbarkirchen mit einer neuen Kirchenverfassung fortzuführen.

Bereits im Januar war die Fusion der evangelischen Landeskirchen in Berlin-Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz in Kraft getreten. Auch die mecklenburgische Landessynode sprach sich am Wochenende für Verhandlungen über eine «gemeinsame Kirchengestalt» mit der benachbarten pommerschen Kirche aus.

29. März 2004