Bischof Huber: Kirchen müssen stärker auf soziale Fragen reagieren

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sieht im Umgang der Kirchen mit den sozialen Problemen Defizite. Die Kirchen müssten noch mehr als bisher eigene Konzepte zur Lösung der sozialen Fragen vorlegen, sagte Huber am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung seines neuen Buches «Vor Gott und den Menschen».

Die evangelische und die katholische Kirche dürften sich nicht auf ihr gemeinsames Sozialwort von 1997 zurückziehen, mahnte Huber. «Wir haben das Notwendige keineswegs getan.» Die Kirchen wüssten sich in der Pflicht, weiterhin Lösungsvorschläge für die Sozialreformen zu machen. Dabei müssten die Betroffenen beteiligt werden. Es müsse deutlich für jene Partei ergriffen werden, die selbst keine Stimme hätten. Zugleich müsse aber auch die Gerechtigkeit unter den Generationen gewahrt bleiben.

Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel stellte bei der Buchvorstellung in der Haltung der Kirchen einen Wandel fest. Zunächst hätten die Kirchen soziale Reformen gefordert und damit auch in der Bevölkerung die Bereitschaft zu Veränderungen geweckt. Nachdem die Politik gehandelt habe, seien die Kirchen aber wieder kritischer geworden. Sie hätten jetzt die Verantwortung, weiterhin den Prozess konstruktiv zu begleiten.

Wolfgang Huber/Stefan Berg: Vor Gott und den Menschen. Wichern-Verlag Berlin 2004.

20. April 2004