Brasilianischer Film gewinnt Preis der Ökumenischen Jury in Cannes

Cannes (epd). Der brasilianische Film «Diarios de motocicleta» (The Motorcycle Diaries) von Walter Salles ist am Samstag beim 57. Filmfestival in Cannes mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet worden. Der Film verarbeitet das Tagebuch einer Reise des jungen Ernesto Che Guevara durch Brasilien, die er 1952 gemeinsam mit einem Freund auf dem Motorrad unternahm. Er zeigt, so die Jury, wie Guevaras Bewusstsein für die lateinamerikanische Realität seiner Zeit und sein Verlangen nach Gerechtigkeit entstehen.

Der 1956 in Rio de Janeiro geborene Regisseur Walter Salles nahm das erste Mal an dem Wettbewerb in Cannes teil. Für seinen Film «Central do Brasil» (Central Station) erhielt er 1998 den Goldenen Bären der Berlinale.

Mit einer «Lobenden Erwähnung» zeichnete die Ökumenische Jury außerdem den Film «Moolaadé» von Ousmane Sembène (Senegal) aus. Sembène kritisiere darin einen extremen Islamismus, der die Religion missbrauche, um junge Mädchen zur Klitorisbeschneidung zu zwingen, so die Jury in ihrer Begründung. Die Frauen eines senegalesischen Dorfes fordern die Abschaffung dieses Rituals. Die Produktion von «Moolaadé» wurde vom Evangelischen Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit gefördert. Der 1923 geborene Ousmane Sembène gilt als Doyen des schwarzafrikanischen Kinos.

Die Ökumenische Jury in Cannes, die von der Internationalen evangelisch-kirchlichen Filmorganisation Interfilm und der katholischen Weltorganisation für Kommunikation (Signis) getragen wird, feierte in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass vergab sie während des Festivals einen Ehrenpreis an den britischen Regisseur Ken Loach. Der für die Sozialkritik seiner Filme bekannte Loach forderte bei der Übergabe des Preises zur Gemeinsamkeit all derer auf, die für Gerechtigkeit und Solidarität eintreten, «damit ihre Stimme gehört wird».

24. Mai 2004