Kirchen begrüßen Köhlers Satz "Gott segne unser Land"

Berlin (epd). Horst Köhlers Satz «Gott segne unser Land» nach seiner Wahl zum neuen Bundespräsidenten ist bei Kirchen und Religionsgemeinschaften auf positive Resonanz gestoßen. Dies sei «beherzt, ja mutig», schrieb die hannoversche evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann in einem Beitrag für die Berliner «tageszeitung» (Dienstags-Ausgabe). Wer auf Gottes Segen verweise, mache glasklar, dass nicht alles Heil von der Wirtschaft, dem Markt oder der Börse komme und nicht alles im Leben machbar sei.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, erklärte, der Satz mache deutlich, dass trotz aller Bemühungen unterschiedlicher Beteiligter um das Wohlergehen des Landes etwas «unverfügbar» bleibe. «Dieses Unverfügbare, das sich der letzten Kontrolle oder Manipulation entzieht, dürfen wir als Christen Gott anvertrauen.»

Der Begriff «Gott», wie er im Grundgesetz verwendet werde, schließe keinen Menschen aus, auch nicht die 500.000 deutschen Muslime, betonte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas. Notwendig sei mehr Religiosität und Rückbesinnung auf die ethischen Grundsätze aller Religionen.

Dagegen erklärte die liberale Politikerin Hildegard Hamm-Brücher: «Das nationale Bekenntnis an den lieben Gott zu adressieren, ist mir peinlich.» Sie sei auf Grund der Vergangenheit der Deutschen ein «gebranntes Kind», so die Publizistin, die 1994 von ihrer früheren Partei, der FDP, als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt nominiert worden war.

Der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky schrieb, Deutschland brauche keine göttlichen Segnungen, sondern die Segnung einer besseren, gerechteren, «in diesem Sinne dann auch christlichen Politik». Dafür wäre es hilfreich, wenn sich der eine oder andere an das Sozialwort der Kirchen erinnerte, bevor die nächsten Einschnitte ins soziale Netz geplant würden.

25. Mai 2004