EKD präsentiert Buch über Manieren - "Kultur der Achtsamkeit"

Hannover (epd). Mit einem Buch über Manieren will die evangelische Kirche gesellschaftliche Umgangsformen auch unter Protestanten wiederaufleben lassen. Als Kern der Manieren erweise sich eine «Kultur der Achtsamkeit», in der sich die Liebe zum Nächsten spiegele wie die zu sich selbst, schreibt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, in der am Dienstag in Hannover veröffentlichten Publikation «Die Manieren und der Protestantismus».

Auf 176 Seiten nimmt auch der Benimm-Experte Asfa-Wossen Asserate zu Fragen von Religion und Höflichkeit Stellung. Der äthiopische Prinz hatte Anfang des Jahres mit einem Buch über Manieren in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Weiter sind eine Bibelarbeit des Vizepräsidenten des EKD-Kirchenamtes, Hermann Barth, eine Andacht zum Thema von Bischof Axel Noack (Magdeburg) und eine geschichtliche Abhandlung von Jan Rohls, Theologieprofessor aus München, zu lesen.

Nach Asserate stellen die kirchliche Liturgie und die Riten früher Götter-Verehrung das Fundament von Umgangsformen dar. Die Liturgie könne als «Schule der Manieren» angesehen werden, führt Asserate aus. Er spricht sich für die Wahrung von Formen in Kirche und Gottesdienst aus. Klatschen im Gotteshaus ist danach ebenso Tabu wie kurze Hosen - einem anderen die eigene Glaubensüberzeugungen aufzudrängen, wäre ein Fauxpas.

Für den EKD-Ratsvorsitzenden Huber kommt es auf eine Balance zwischen innerer Haltung und äußerer Form, zwischen Glauben und Ritus an. Wenn Formlosigkeit als Kennzeichen des heutigen Protestantismus angesehen werden müsse, gehöre dies nicht zu dessen Stärken. Auch die «evangelische Freiheit» brauche Formen. Daran sei noch zu arbeiten.

Zu den Manieren gehöre auch der respektvolle Umgang mit Gott, schreibt der Berliner Bischof und Theologieprofessor. «Gott die Ehre zu geben», dem Heiligen mit Ehrfurcht und Achtung zu begegnen, habe schon für den Apostel Paulus zum Kern der Manieren gehört.

01. Juni 2004