Entwicklungsdienst fordert mehr Geld für Armutsbekämpfung

Bonn (epd). Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) hat die Bundesregierung aufgefordert, deutlich mehr Geld für den Kampf gegen die weltweite Armut zur Verfügung zu stellen. Deutschland sei mit einem voraussichtlichen Entwicklungshilfeanteil von 0,28 Prozent des Bruttonationaleinkommens im kommenden Jahr weit davon entfernt seine Zusagen einzuhalten, sagte der EED-Vorstandsvorsitzende Konrad von Bonin am Mittwoch in Bonn. Die internationale Gemeinschaft habe sich verständigt, 0,33 Prozent der Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe auszugeben.

«Einige unserer europäischen Nachbarländer haben ihre Zusagen längst erfüllt», sagte Bonin bei der Vorstellung des EED-Arbeitsberichts 2003/2004. Deutschland dagegen drohe beim Entwicklungshilfeanteil «eines der Schlusslichter» zu werden.

Im kommenden Jahr sind im Entwurf des Bundeshaushalts den Angaben zufolge 3,78 Milliarden Euro für das Bundesentwicklungsministerium vorgesehen. Auf dem Papier sei der Etat zwar um 39 Millionen Euro erhöht worden, so Bonin. Wegen Haushaltskürzungen stünden allerdings in diesem Jahr 38 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Diese Kürzungen müssten vor allem von kirchlichen und anderen nichtstaatlichen Organisationen getragen werden.

Bonin betonte, dass im Kampf gegen die Armut vor allem die Lebensbedingungen in den ländlichen Regionen armer Staaten verbessert werden müssten. Die bäuerliche Landwirtschaft sei häufig in einem desolaten Zustand. Deshalb fördere der EED Projekte, die Kleinbauern aus armen Staaten den Zugang zum Weltmarkt erleichtern sollten. Unter anderem verringerten die Agrarsubventionen der EU und der USA die Absatzchancen von Produkten aus Entwicklungsländern.

Der EED stellte eine Reihe von Initiativen vor, mit denen die Organisation den so genannten fairen Handel fördert, etwa in Brasilien, Armenien und Costa Rica. Beim so genannten fairen Handel erhalten die Produzenten in den armen Ländern unabhängig von der Entwicklung auf dem Weltmarkt feste Preise für ihre Produkte. Zudem wird auf die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards geachtet. Der EED ist Gesellschafter des Fairhandels-Unternehmens gepa.

Im vergangenen Jahr standen dem EED 144,8 Millionen Euro zur Verfügung, 2,5 Prozent mehr als 2002. Dabei sank der Anteil aus Kirchensteuermitteln von 46,1 Millionen auf 44,9 Millionen Euro. Die staatlichen Zuschüsse an den Entwicklungsdienst dagegen stiegen um 3,5 Millionen Euro auf 92,6 Millionen Euro. Weitere 7,2 Millionen Euro stammten aus Spenden für die Hilfsaktion Brot für die Welt.

30. Juni 2004