Südafrikanischer Theologe Beyers Naudé gestorben

Johannesburg (epd). Der südafrikanische Theologe und einstige Apartheid-Kritiker Christiaan Frederick Beyers Naudé ist im Alter von 89 Jahren in Johannesburg gestorben. Wie die südafrikanische Nachrichtenagentur Sapa am Dienstag berichtete, starb er im Beisein seiner Frau Ilse und seiner vier Kinder in den frühen Morgenstunden in einem Johannesburger Altenheim. Naudé stammte aus einer konservativen Burenfamilien, entwickelte sich aber zu einem der profiliertesten weißen Gegner des Apartheid-Regimes.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, würdigte Naudé als einen «unerschrockenen Zeugen des Evangeliums im Kampf gegen Rassismus und Ungerechtigkeit».Er sei für den Rat der EKD bis zu seinem Tod ein unverzichtbarer Gesprächspartner gewesen.

Der ehemalige südafrikanische Präsident, Nelson Mandela, bezeichnete Naudé als einen «mutigen Mann» und «wahren Sohn Afrikas». Er sei bereits gegen die Apartheid aufgestanden, als das unter der weißen Bevölkerung sehr unpopulär war. Dafür habe er auch mit seiner persönlichen Freiheit bezahlt.

Naudé war zunächst selbst Pfarrer der konservativen Niederländisch-Reformierten Kirche (NGK) und Mitglied im burischen Geheimbund, der für die Vorherrschaft der Weißen in Südafrika eintrat. Das Massaker an Anti-Apartheiddemonstranten in Sharpeville 1960, bei dem 69 Menschen getötet wurden, verstärkte seine wachsenden Zweifel und war für ihn Anstoß für Konsequenzen. Er bekannte sich öffentlich als Gegner der Rassentrennung und wurde daraufhin wenig später aller Kirchenämter enthoben. Die Regierung belegte ihn 1977 mit einem Bann.

1980 trat Naudé aus seiner weißen Kirche aus und wurde Mitglied der schwarzen reformierten Kirche. Vier Jahre später übernahm er von Desmond Tutu das Amt des Generalsekretärs des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC). Während der Verhandlungen über das Ende der Apartheid schaltete sich Naudé auch als Vermittler ein.

1990 durfte er zum ersten Mal nach 27 Jahren wieder vor einer weißen reformierten Gemeinde predigen. Er forderte seine frühere Kirche auf, für die «Sünden der Apartheid» um Vergebung zu bitten.

07. September 2004