Pfarrerin betreut deutsche Sportler bei den Paralympics

Von Stephan Weiler

Kassel (epd). Nach Abschluss der 28. Olympischen Spiele erlebt Griechenlands Hauptstadt Athen vom 17. bis 28. September ein zweites sportliches Großereignis: die zwölften paralympischen Sommerspiele. Rund 4.000 Sportler mit Behinderungen aus 145 Nationen und ihre 2.000 Begleiter nehmen daran teil. Mit dabei ist auch Seelsorgerin Claudia Rudolff aus dem nordhessischen Felsberg-Gensungen bei Kassel.

Die 42-jährige Pfarrerin der kurhessen-waldeckischen Kirche ist seit einem Jahr Vorstandsmitglied des Arbeitskreises «Kirche und Sport» der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ihr erster Paralympics-Einsatz führte sie vor zwei Jahren ins US-amerikanische Salt Lake City. In Athen wird sie im Auftrag der EKD die 212 teilnehmenden deutschen Sportler und deren 123 Begleiter betreuen.

Im religiösen Zentrum des paralympischen Dorfes will die nicht behinderte Nordhessin, die selbst begeisterte Marathonläuferin ist, zusammen mit ihrem katholischen Kollegen Andachten und Gottesdienste halten. «Diese Angebote werden wahrscheinlich aber nur von wenigen Teilnehmern wahrgenommen», schätzt Rudolff. Dies sei schon bei den Spielen in Salt Lake City so gewesen, erinnert sie sich. Die 20- bis 35-jährigen Behindertensportler seien genauso kirchenfern wie nicht behinderte Sportler in diesem Alter.

Wichtig ist es der Mutter von zwei Kindern, «dass Kirche einfach präsent ist und als Ansprechpartner zur Verfügung steht». Zu Beginn der Paralympics wird die Seelsorgerin sich deshalb den Behindertensportlern vorstellen. «Man kommt dann sicher ins Gespräch», hofft Rudolff, die auch während der Wettkämpfe als Ansprechpartnerin für die deutschen Athleten zur Verfügung stehen wird.

«Die Behindertensportler kommen nach Athen, weil sie Höchstleistungen vollbringen wollen», weiß Rudolff. Sie seien nicht darauf aus, ständig ihr Handicap zu thematisieren. «Viele strahlen eine ungeheure Natürlichkeit und Fröhlichkeit aus, weil sie es geschafft haben, sich damit abzufinden», vermutet sie. «Davon können wir Nichtbehinderten viel lernen.»

08. September 2004