Kähler: Belastungen für junge Generation erschweren Kinderwunsch

Eisenach (epd). Der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler hat davor gewarnt, die Entscheidung junger Paare für Kinder zu erschweren. Die Politik dürfe der jungen Generation nicht immer mehr Belastungen auferlegen, ohne nach den Folgen zu fragen, sagte Kähler am Samstag auf der Jahrestagung des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU) in Eisenach. Die thüringische CDU-Fraktionsvorsitzende Christine Lieberknecht forderte die Kirchen auf, zu einem Leben mit Kindern zu ermutigen.

Der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zeigte sich besorgt darüber, dass mehr als 40 Prozent der jungen Akademikerinnen in Deutschland keine Kinder haben. Die derzeitige wirtschaftliche Unsicherheit sei ein Grund für die niedrige Geburtenrate. Kähler wandte sich gegen weitere Belastungen für die junge Generation im Rahmen des Umbaus des Rentensystems oder durch Studiengebühren, da der Kinderwunsch dadurch erschwert werde. Der demographische Wandel lasse sich indes nicht mehr umkehren, «da die Ungeborenen nicht ersetzt werden können».

Auch Lieberknecht verwies vor den 120 Teilnehmern der AEU-Tagung darauf, dass demographische Entwicklungen langfristig verlaufen. «Das Ja zum Kind kann aber gefördert werden», sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, die auch der EKD-Synode angehört. Viele Kinderwünsche scheiterten an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten. Unternehmen müssten mit flexiblen Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen.

Auch selbst gesetzte Zwänge stünden dem Kinderwunsch oft im Wege. «Viele Menschen sind innerlich nicht wirklich frei, Kinder zu haben, weil sie Beschränkungen fürchten», sagte Lieberknecht. «Wir leisten uns einen Lebensstil, der zu eng an den materiellen Gütern, zu eng an der so genannten Selbstverwirklichung und zu eng an unseren diversen Sicherheitsbedürfnissen orientiert ist», so die Diplom-Theologin. Sie forderte die Kirchen auf, «den Menschen den Blick auf das Leben in seiner Fülle zu öffnen und sie dadurch aus den vielen selbst gesetzten oder vorgegaukelten Zwängen zu befreien».

Die zweitägige Tagung in Eisenach am Samstag und Sonntag stand unter dem Motto «Der Bund der Generationen - Die deutsche Gesellschaft vor dem demographischen Wandel». Der 1966 gegründete AEU sieht sich als Bindeglied zwischen Kirche und Wirtschaft. Der Arbeitskreis nimmt regelmäßig Stellung zu wirtschaftlichen und sozialen Fragen und setzt sich für ethisch begründetes Handeln in der Sozialen Marktwirtschaft ein.

31. Oktober 2004