Monatsmagazin "Chrismon" erscheint über 2005 hinaus

EKD-Synode sichert Zukunft des Monatsmagazins «Chrismon»

Magdeburg (epd). Das evangelische Monatsmagazin «Chrismon» wird über das Jahr 2005 hinaus erscheinen. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellte am Donnerstag in Magdeburg Mittel von jährlich vier Millionen Euro zur Verfügung. Das Heft mit einer Auflage von rund 1,6 Millionen Exemplaren wird künftig unter dem Dach des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt verlegt. Die Synode behält sich nach drei Jahren eine neue Grundsatzentscheidung vor.

«Chrismon» ist aus der protestantischen Wochenzeitung «Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt» (DS) hervorgegangen, die im Jahr 2000 eingestellt worden ist. Der Verlag des DS, das Hansische Druck- und Verlagshaus (Hamburg), wurde vom Süddeutschen Verlag (München) übernommen. Die 16-köpfige «Chrismon»-Redaktion arbeitet weiterhin in Hamburg. Die neue Lösung sieht einen Umzug in das GEP in Frankfurt vor.

Das Supplement «Chrismon» wird der «Süddeutschen Zeitung» (München), der «Sächsischen Zeitung» (Dresden), der «Frankfurter Rundschau» und dem «Tagesspiegel» (Berlin) sowie der Wochenzeitung «Die Zeit» beigelegt. In Zukunft sollen weitere Zeitungen als Trägermedien für die Beilage gewonnen werden, um die Zielgruppe zu erweitern., erklärte GEP-Geschäftsführer Jörg Bollmann.

Arnd Brummer, «Chrismon»-Chefredakteur und -Geschäftsführer, sagte, durch den Synodenbeschluss sehe er in erster Linie die Arbeit der Redaktion und des Verlages bestätigt. «Was uns vor fünf Jahren noch keiner zugetraut hat, ist Wirklichkeit geworden», sagte Brummer dem epd. Er hoffe, dass die anstehenden Spitzengespräche zwischen der EKD und dem Süddeutschen Verlag zu einer fairen und konstruktiven Lösung kämen.

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses der EKD-Synode, Rainer Meusel, wies vor dem Kirchenparlament darauf hin, dass das künftige Konzept von «Chrismon» unter dem Dach des GEP zahlreiche Kooperationen innerhalb der evangelischen Publizistik bezwecke. Zusätzlich benötigte Gelder in Höhe von 1,7 Millionen Euro im Jahr würden durch Einsparungen bei bisher befristeten Projektmitteln ermöglicht.

Bislang zahlt die EKD 2,3 Millionen Euro an den Süddeutschen Verlag, der nach der Übernahme des Hansischen Druck- und Verlagshauses die weiteren Kosten über steuerliche Verlustvorträge finanzieren konnte. Diese laufen Ende 2005 aus. Eine weitere Fortführung von «Chrismon» im Süddeutschen Verlag wäre nach Angaben des bei der EKD zuständigen Medienexperten Robert Mehlhose nicht günstiger geworden als die jetzt angestrebte binnenkirchliche Lösung mit dem GEP.

11. November 2004

Vom «Sonntagsblatt» zu «Chrismon» - (Chronologie)

Hamburg (epd). Das evangelische Monatsmagazin «Chrismon», dessen Fortführung die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag mit großer Mehrheit beschlossen hat, steht in der Tradition der im Jahr 2000 eingestellten Wochenzeitung «Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt» (DS).

1948: Der hannoversche Landesbischof Hanns Lilje gründet die Wochenzeitung mit nationalkonservativer Ausrichtung.

1950: Heinz Zahrnt wird theologischer Ko-Chefredakteur und einer der prägenden Köpfe des Blattes.

1965: Das DS erreicht seine höchste Auflage mit 143.000 Exemplaren und liegt noch vor der Wochenzeitung «Die Zeit». - Das Blatt stützt die Ostdenkschrift der EKD, die zum Vorreiter der Entspannungspolitik wird. Viele konservative Stammleser bestellen das DS ab.

1968: Eberhard Maseberg wird Chefredakteur (bis 1985) und stärkt die liberale Ausrichtung des Blattes.

1973: Die EKD und ihre Gliedkirchen übernehmen die Mehrheit der Anteile am Verlag des DS, dem Hansischen Druck- und Verlagshaus.

1993: Das Blatt kämpft bei sinkender Auflage um seine Existenz, die kirchlichen Zuschüsse betragen rund neun Millionen Mark jährlich. Der Süddeutsche Verlag (München) übernimmt 50 Prozent der Anteile am HDV.
Kooperationsgespräche mit den regionalen evangelischen Wochenzeitungen scheitern.

1995: Tief greifende Reformmaßnahmen sollen den Auflagenschwund stoppen. Das Blatt verkleinert sein Format und heißt nun «DS - Das Sonntagsblatt». Arnd Brummer, seit 1992 Chefredakteur, wird auch Geschäftsführer des HDV.

1999: Der Süddeutsche Verlag schlägt die Umstellung auf ein Monatsmagazin vor. Nachdem der Rat der EKD zunächst sämtliche Zuschüsse stoppen will, beschließt die EKD-Synode in Leipzig im November das Magazinkonzept für zunächst fünf Jahre. Das Blatt soll Leser mit Distanz zur Kirche erreichen und in anderen Zeitungen beigelegt werden. Das Auflagenziel beträgt mindestens eine Million Exemplare.

2000: Im Oktober wird das DS nach 52 Jahren eingestellt. Im selben Monat erscheint erstmals das Monatsmagazin «Chrisma» als Beilage in der Wochenzeitung «Die Zeit», in der «Süddeutschen Zeitung» (München), der «Frankfurter Rundschau» und in der «Sächsischen Zeitung» (Dresden). Eine erweiterte Abonnements-Ausgabe «Chrisma plus» soll kircheninteressierte Leser gewinnen. Das HDV wird 100-Prozent-Tochter des Süddeutschen Verlags.

2001: Nach einem Streit um Titelrechte wird die Zeitschrift in «Chrismon» umbenannt.

2002: «Chrismon» wird zusätzlich dem «Tagesspiegel» (Berlin) beigelegt. Damit erreicht Chrismon eine Auflage von rund 1,6 Millionen Exemplaren.

2004: Im Bereich der rheinischen Landeskirche erscheint nach Einstellung der Wochenzeitung «Der Weg» die monatliche Regionalausgabe «Chrismon plus Rheinland». Ein ähnliches Modell gibt es bereits in Baden unter dem Titel «Standpunkte». - Die EKD-Synode in Magdeburg beschließt die Fortführung von «Chrismon» unter dem Dach des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP/Frankfurt).

2007: Die EKD-Synode 2004 behält sich nach drei Jahren eine neue Grundsatzentscheidung vor.