EKD-Ratsvorsitzender: Medien müssen Wertorientierung fördern

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die Medien aufgefordert, die Wertorientierung der Gesellschaft zu fördern. Eine solche Orientierung könne nicht aus dem Jugendmedienschutz allein erwachsen, sagte Huber am Montag bei der Eröffnung einer Berliner Tagung zum Jugendmedienschutz im Fernsehen. Das Fernsehen müsse auch dazu beitragen, gemeinsame gesellschaftliche Werte zu vermitteln.

Der Berliner Bischof Huber sagte, die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft entscheide sich daran, ob die Institutionen des sozialen Zusammenlebens bewahrt und gepflegt werden. Dazu gehöre auch, dass sich die Medien aus ethischen Gründen unter bestimmten Umständen selbst beschränken müssten. Bilder von Eltern, die um ihre Tochter trauerten, gehörten nicht in die Öffentlichkeit. Huber warnte davor, die Kirchen auf eine «Bundesagentur für Werte» zu reduzieren.

Der EKD-Ratsvorsitzende betonte, selbst wenn Menschen freiwillig an Schönheits-OP-Shows teilnähmen und einwilligten, dass bestimmte Bilder von ihnen gezeigt würden, sei dies für die Sender kein Freibrief, alles Entwürdigende zu tun und zu zeigen. Sendungen, die zeigten, wie Menschen sich selbst in einem Container oder im Dschungel unwürdigen Situationen aussetzten, kritisierte Huber als «würdelose Programmgestaltung».

Die Intendantin des RBB, Dagmar Reim, sagte, sie wolle der Argumentation eines galoppierenden Werteverfalls in den Medien «so nicht folgen». Dennoch stelle sich die Frage nach Medienethik neu. Sie forderte die Gesellschaft auf, sich auch über den gesellschaftlichen Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dessen Marktwert klar zu werden.

Huber und Reim sprachen auf der Tagung «Besonders WERTvoll - Fernsehen und Jugendmedienschutz zwischen Wirklichkeit und Vision», die an diesem Dienstag zu Ende geht. Die Tagung wird veranstaltet von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten RBB, NDR, WDR, ZDF, von der EKD sowie von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

15. November 2004