Berliner Tafel und Kirchen planen Lebensmittel - Ausgabestellen

Berlin (epd). In Berlin soll im kommenden Jahr ein flächendeckendes Netz von Lebensmittel-Ausgabestellen für die wachsende Zahl bedürftiger Menschen entstehen. Mit Unterstützung der beiden großen Kirchen und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) will die "Berliner Tafel" bis zu 100 Kirchengemeinden zur Mitarbeit gewinnen. Die Aktion
"Laib und Seele" starte am 23. Dezember mit einer einmaligen Essenausgabe in der Marienkirche am Alexanderplatz, sagte die Tafel-Vorsitzende Sabine Werth am Dienstag in Berlin.

Am 3. Januar werden die ersten Ausgabestellen in Kirchen in den Stadtteilen Kreuzberg, Wedding und Prenzlauer Berg ihre Arbeit aufnehmen. Die Zahl bedürftiger Menschen in Berlin wachse immer weiter und werde mittlerweile auf 500.000 geschätzt, so Werth. Gleichzeitig würden rund 20 Prozent aller Lebensmittel weggeworfen. Die Tafel-Gründerin rief die Bevölkerung, Unternehmen und Supermärkte auf, sich an der Aktion zu beteiligen.

Die Gemeinden legen einen Betrag zwischen einem Cent und zwei Euro pro Essen fest. "Wir verteilen keine Almosen, sondern Lebensmittel an Menschen, die sie brauchen", so Werth. "Wenn sie dafür etwas bezahlen, wahren sie ihre Würde." Bei der Weihnachtsaktion in der Marienkirche sollen mehrere tausend Beutel mit Lebensmitteln verteilt werden. An der Essenausgabe wollen sich auch die Berliner Bischöfe Wolfgang Huber und Georg Sterzinsky beteiligen.

Die Berliner Tafel wurde 1993 als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland gegründet. Im Gegensatz zu vielen anderen der mittlerweile 420 Tafeln in Deutschland verfügt sie bislang über keine eigenen Ausgabestellen. Bis zu 280 ehrenamtliche Helfer holen monatlich rund 150 Tonnen Lebensmittel in Restaurants und Einkaufsmärkten ab. Diese werden an 370 Einrichtungen wie Suppenküchen, Obdachlosenheime und 14 Grundschulen verteilt. Ein Viertel der Empfänger sind mittlerweile Kinder und Jugendliche.

30. November 2004