Huber: EU-Beschluss zur Türkei weist in die richtige Richtung

Frankfurt a.M. (epd). Der EU-Beschluss über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei weist nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in die richtige Richtung. «Uns war wichtig, dass der Prozess ergebnisoffen gestaltet werden muss und die Verwirklichung der Menschenrechte gewährleistet werden», sagte Huber dem epd am Samstag. Bei den Verhandlungen müsse nun sicher gestellt werden, dass der Reformprozess in der Türkei weiter gehe.

«Wir wollten zudem, dass bei den Verhandlungen auch eine andere Option als die Vollmitgliedschaft eröffnet wird, und das ist jetzt der Fall», so der Ratsvorsitzende. Wenn die Beitrittsverhandlungen scheitern, soll laut dem EU-Beschluss eine andere Form der Einbindung der Türkei in die EU-Strukturen angestrebt werden.

Huber forderte, dass sich Europa seiner kulturellen Wurzeln bewusst werden müsse. «Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei können nicht der Anlass dazu sein, die Bedeutung der christlichen Überlieferung für Europas Identität zu schwächen.»

Die Diskussion um die kulturellen Grundlagen des Kontinents, die bei der Ausarbeitung der EU-Verfassung eine Rolle gespielt habe, drohe derzeit jedoch in den Hintergrund zu treten, so der Bischof. «Ein Europa, dass auf die Frage seiner Identität keine andere Antwort als das Wort 'Säkularisierung' kennt, wäre einem Beitritt der Türkei nicht gewachsen.»

Erneut forderte der Ratsvorsitzende, die Türkei müsse vor einem Beitritt den Völkermord an den Armeniern anerkennen: «Die Türkei muss sich offen zu ihrer Schuld bekennen.» Es sei inakzeptabel, dass ein offenes Reden über diesen Genozid in der Türkei sogar strafrechtlich geahndet werden könne. Der Völkermord sei der Hauptgrund dafür, dass es in der Türkei nur noch wenige Christen gebe.

18. Dezember 2004