EKD und muslimische Verbände vereinbaren regelmäßige Treffen

Huber hofft auf Offenheit und Fairness

Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und muslimische Organisationen haben bei einem Spitzentreffen regelmäßige Gespräche vereinbart und damit ihre Verstimmungen beigelegt. Er sei sehr froh, dass dieses Treffen mit mehreren muslimischen Verbänden zusammen stattgefunden habe, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, am Dienstag im Anschluss an das Gespräch in Berlin.

Die Gespräche sollen künftig auf zwei Ebenen geführt werden, so Huber. Zum einen solle es bei Treffen der Spitzenvertreter beider Seiten um die Gesamtlage, Fragen der Integration und den interreligiösen Dialog gehen. Als erstes soll das Thema Bildung, Religionsunterricht und die Ausbildung von Imamen besprochen werden.

Daneben solle es Fachgespräche geben, die durch den islamisch-christlichen Arbeitskreis und regionale Gruppen bereits in Gang gekommen seien, sagte Huber. Er hoffe dabei auf «Offenheit und Fairness».

Um einen Gesprächstermin für das Spitzentreffen war in mehreren Briefwechseln zwischen der EKD und islamischen Organisationen gerungen worden. Huber hatte im Vorfeld einen «tabulosen Dialog» gefordert. Die Irritationen seien bei dem Treffen angesprochen worden, berichtete der Ratsvorsitzende. Das Gespräch, das zwei Stunden dauerte, habe einen konstruktiven Charakter gehabt.

Ali Kizilkaya vom Islamrat sprach von einem fruchtbaren Gespräch, das ein Stück Normalität gebracht habe. Das Treffen sei ein wichtiges Signal für die Integrationsbereitschaft der Muslime. Es sei besser, miteinander zu sprechen als übereinander. «Daran hat es auf Spitzenebene in der letzten Zeit ein bisschen gefehlt», sagte Kizilkaya.

Für Hamideh Mohagheghi von der islamischen Frauenzeitschrift «Huda» war das Treffen ein Signal dafür, dass Muslime in Deutschland angenommen und ernst genommen würden. Dieses Gefühl hätten ihr die EKD-Vertreter gegeben.

An dem Treffen nahmen für die EKD neben Huber der langjährige Präses der EKD-Synode, Jürgen Schmude, Cornelia Coenen-Marx von der Auslandsabteilung der EKD und Oberkirchenrat Martin Affolderbach teil. Zudem waren die Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Islamrat, der Verband der Islamischen Kulturzentren, die Frauenzeitschrift «Huda» und das Islamische Zentrum Hamburg vertreten.

Der Generalsekretär der «Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs», Oguz Ücüncü, hatte zuvor «Normalität» im Umgang zwischen Christen und Muslimen gefordert. In der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Dienstagausgabe) zeigte er sich erstaunt über Forderungen der EKD nach einem tabulosen Dialog. Es sei schon bei bisherigen Kontakten nicht bei Schönwetterreden geblieben, so Ücüncü. Die Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, war nicht zu dem Treffen eingeladen. Milli Görüs ist aber Mitglied im Islamrat.

Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, plädierte für eine deutliche Verstärkung des Dialogs mit dem Islam. «Wir sollten Muslime als Partner sehen, nicht als Feinde», sagte Singer der Zeitung «Die Welt».

12. Januar 2005