didacta: Mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem gefordert

Stuttgart (epd). Für mehr soziale Chancengerechtigkeit im Bildungssystem haben sich Fachleute und Kirchenvertreter auf der Bildungsmesse "didacta" in Stuttgart eingesetzt. Der Koordinator der Pisa-Studie, Andreas Schleicher (Paris), beklagte, dass "die Mentalität des Abschiebens von Verantwortung das entscheidende Problem" des deutschen Bildungssystems sei.

Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer forderte, Bildung und Gerechtigkeit müssten von Anfang an verwirklicht werden. Der elementaren Bildung in Kindergarten, Kindergottesdienst oder Krabbelgruppe komme wesentliche Bedeutung zu.

Ohne ausreichende Deutschkenntnisse sei das Handicap der Kinder so groß, dass sie es in der Schule nie mehr aufholen könnten, erklärte der Landesbischof. Deshalb müsse jedes Kind am Ende der Kindergartenzeit die deutsche Sprache beherrschen.

Auch nach Ansicht der hessischen Kultusministerin Karin Wolff (CDU) müsse man den Kindergarten als Bildungseinrichtung in den Blick nehmen. Dagegen warnte der katholische Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, "vor einer allzu starken Instrumentalisierung der Kindergärten". Kinder hätten ein Recht darauf, sich spielerisch entfalten zu können, sagte er.

Fürst warnte davor, das Ziel von Bildung nur in der Produktion von Humankapital zu sehen, das der Gesellschaft nütze. "Es geht nicht nur um den Zugang zu Laptop oder Internet, sondern um den Erwerb von Grundkompetenzen wie Mitmenschlichkeit, Toleranz, Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Zuwendung als Gegenpol zu den Selbstverwirklichungstendenzen einer immer egomanischer werdenden Gesellschaft". Dafür liefere der christliche Glaube die Maßstäbe, fügte Fürst hinzu.

07. März 2005