Europäische Kirchen rufen EU-Politiker zu mehr Bürgernähe auf

Brüssel/Genf (epd). Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) hat die europäischen Politiker zu mehr Bürgernähe aufgerufen. Die Ablehnung der europäischen Verfassung bei den Referenden in Frankreich und den Niederlanden sei "nicht nur eine nationale Frage, sondern wirkt sich auf ganz Europa aus", erklärte der KEK-Zentralausschuss am Freitag zum Abschluss seiner Beratungen auf Kreta.

Für die aktuelle Krise der Europäischen Union sei "mangelnde Rücksprache" mit der europäischen Bevölkerung verantwortlich, heißt es in der KEK-Stellungnahme. Diese fehlende Bürgernähe habe zu Entscheidungen geführt, die die Ansichten der Menschen nicht repräsentierten. Das verbreitete Gefühl von Unsicherheit über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung mache es notwendig, "Europa nach gemeinsamen Werten aufzubauen und zu gestalten".

Der Verfassungsvertrag ist nach Ansicht der KEK ein Fortschritt auf dem Weg zur europäischen Einigung. In den europäischen Kirchen müsse die Debatte über ein Europa, mit dem sich die Bürger identifizieren könnten, intensiviert werden. Das Leitungsgremium des Zusammenschlusses von 125 anglikanischen, orthodoxen und protestantischen Kirchen hatte zum Auftakt der Tagung den Erzdiakon Colin Williams zum neuen Generalsekretär gewählt. Er löst am 1. Dezember Keith Clements ab, der in Ruhestand geht.

Gebilligt wurde vom Zentralausschuss ferner eine Strukturreform. Danach wird es neben dem Generalsekretariat künftig drei Kommissionen - Kirchen im Dialog, Kirche und Gesellschaft, sowie Migranten in Europa - geben. Die Leitung besteht aus einem Team, das den Generalsekretär und die drei Dirktoren der Kommissionen umfasst. Neu eingerichtet wird zudem ein Referat "Frauen und Genderfragen".

10. Juni 2005