Gohde als Präsident des Diakonischen Werkes wiedergewählt

Berlin (epd). Der Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Jürgen Gohde (56), ist von der Bundesversammlung der Diakonie am Donnerstag in Berlin mit überwältigender Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden. Gohde, der seit 1994 dem evangelischen Wohlfahrtsverband vorsteht, ist damit für weitere fünf Jahre Diakonie-Präsident.

Die Wahl war auf Grund einer Satzungsänderung notwendig geworden. Bislang waren die drei Mitglieder des Diakonievorstandes auf Lebenszeit gewählt. Jetzt ist ihre Amtszeit durch die im Herbst 2004 beschlossene Satzungsänderung auf fünf Jahre begrenzt. Auf der Sondersitzung der Diakonischen Konferenz am Mittwoch und Donnerstag in der Bundeshauptstadt wurden auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Wolfgang Teske, und Cornelia Füllkrug-Weitzel als Vorstandsmitglied bestätigt.

Füllkrug-Weitzel ist für den Bereich Ökumenische Diakonie zuständig. Neu in den um ein Mitglied erweiterten Vorstand berufen wurde Bernd Schlüter, der bislang als Justiziar in den Diensten des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau stand. Schlüter ist beim Bundesverband für die Fachzentren verantwortlich. Bei den Vorstandswahlen gab es keine Gegenkandidaten.

16. Juni 2005


Diakonie-Präsident: Sozialdebatte nicht auf Arbeitsmarkt verkürzen

Berlin (epd). Diakonie-Präsident Jürgen Gohde hat vor einer Verkürzung der sozialpolitischen Debatte allein auf die Arbeitsmarktfrage gewarnt. Neben der Beschäftigungspolitik dürften die Probleme der alternden Gesellschaft nicht ausgeblendet werden, sagte Gohde am Donnerstag in einem epd-Gespräch in Berlin: «Das Motto ,Sozial ist, was Arbeit schafft' greift auf jeden Fall zu kurz.» Die demographische Entwicklung bringe für die Sozialsysteme weitere Herausforderungen bei Gesundheit und Pflege, die dringend gelöst werden müssten.

Der Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland fordert nach der geplanten Bundestagswahl eine finanzielle Stärkung der Kommunen: «Es ist allen Beteiligten klar, dass die sozialen Dienstleistungen auf der kommunalen Ebene finanziert werden müssen», sagte Gohde. Diesem Punkt müsse sich jede Bundesregierung nach dem Herbst zuwenden. Die Frage der kommunalen Zuständigkeiten sei auch die wichtigste Stellschraube zur Nachbesserung der Hartz-IV-Reformen.

Gohde sprach sich dafür aus, alle Einkommensarten zur Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme heranzuziehen: «Die Lohnerwerbsarbeit reicht dazu nicht mehr aus.» Im Gegenzug müsse jeder Mensch am Volkseinkommen partizipieren, auch wenn er nicht dazu beitrage. So müssten Behinderte und Alte im Auge behalten werden, es dürfe keine Reduktion auf Arbeitsplatzbesitzer geben.

Ausschlaggebend für die Gestaltung der sozialen Sicherungssysteme ist nach Auffassung des 56-jährigen Theologen, mit welchem Menschenbild Politik gemacht werde: «Entscheidend ist, ob ich Vertrauen in Menschen habe und ihnen helfe, Verantwortlichkeiten auszubilden, oder ob ich den Menschen als jemanden definiere, der ein Kostenfaktor ist, Leistungen konsumiert und Defizite hat.»

Gohde warnte vor den Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit auf das demokratische Klima in Deutschland. Alle Bürger müssten die Möglichkeit haben, sich nach ihren Möglichkeiten am Arbeitsprozess zu beteiligen: «Jeder wird gebraucht.» Wenn diese Frage nicht gelöst werde, «werden wir an der nächsten Generation schuldig».

Pfarrer Jürgen Gohde steht seit 1994 an der Spitze des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Diakonie beschäftigt in ihren Werken und Einrichtungen insgesamt rund 400.000 Mitarbeitende und ist damit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland.

16. Juni 2005