Huber empfiehlt Protestanten Offenheit für Rituale

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, wünscht sich bei den Protestanten mehr Offenheit für Rituale. «Wir sollten bewusst ja sagen zu wunderbaren Kirchenräumen und zu gut gestalteten Gottesdiensten», sagte der Berliner Bischof an Dienstagabend in Hannover bei der Aufzeichnung der Fernseh-Talkshow «Tacheles».

«In der evangelischen Kirche haben wir es uns oft schwer gemacht, indem wir geringschätzig über Rituale geredet und sie auch so behandelt haben», sagte Huber. In den vergangenen 50 Jahren hätten die Protestanten aber vieles nachgeholt. Durch Rituale gehe vom evangelischen Profil nichts verloren. Zugleich müsse sich die Kirche weiterhin politisch äußern, so der Ratsvorsitzende: «Nicht weil es chic ist, politisch zu sein, sondern weil sie durch bestimmte Situationen vor eine Herausforderung gestellt ist.»

Die Hamburger TV-Journalistin Maria von Welser betonte, dass Glaube in der Gemeinschaft und nicht etwa bei einem Spaziergang im Wald zu finden sei: «Im Wald findet man Ruhe, Besinnung und vielleicht einen neuen Weg, aber keine Antworten.» Diese gebe es nur im Dialog, und einen solchen Dialog biete die Kirche.

Nach jahrhundertelangem Verlust an Glaubwürdigkeit sei die Kirche den vergangenen Jahrzehnten weise und wieder sympathisch geworden, sagte der Mainzer Publizist Christian Nürnberger. Viele junge Leute hätten den «säkularen Zirkus» satt und wollten wissen, was die «gute alte Kirche» zu sagen habe. Sie sehnten sich nach Orientierungsfiguren und fänden sie etwa im Papst: «Es ist eine Zeit für Charismatiker.»

06. Juli 2005

Zitat:

Hannover (epd). «Wenn Gott so humorlos wäre, wie wir es sind, wenn wir über ihn reden, dann wäre das gar nicht auszuhalten.»

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in der Fernseh-Talkshow «Tacheles» auf die Frage, ob er sich mehr Humor in der Kirche wünsche.

06. Juli 2005