UN: In Niger sind schon Tausende Kinder an Hunger gestorben

Genf (epd). In Niger sind nach UN-Angaben bereits Tausende Kinder an Hunger und Entkräftung gestorben. Die prekäre Lage infolge einer Dürre und einer Heuschreckenplage in dem westafrikanischen Land habe sich zu einer Katastrophe entwickelt, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, am Freitag in Genf. Es sei jedoch unmöglich, die genaue Zahl der Todesopfer zu erfassen.

Im Vergleich mit der humanitären Krise in der westsudanesischen Region Darfur sagte Egeland zu Niger: "Wir verlieren mehr Kinder als in Darfur." Nach UN-Angaben sind etwa 2,5 Millionen Menschen in Niger auf sofortige Lebensmittellieferungen angewiesen. Darunter befinden sich 800.000 Kinder. Das Welternährungsprogramm versorgt inzwischen rund 1,2 Millionen Menschen.

Egeland kritisierte die langsame Reaktion der Weltgemeinschaft auf die Katastrophe in Niger. Die UN, die Regierung Nigers und private Hilfsorganisationen hätten bereits nach der verheerenden Heuschreckenplage im November 2004 vor einer kommenden Hungersnot gewarnt. "Die Heuschreckenplage hatte biblische Ausmaße", sagte Egeland. Im Februar und März 2005 hätten die UN wieder vor den Folgen der extremen Trockenheit in Niger gewarnt.

"Erst mussten die Bilder sterbender Kinder um die Welt gehen, bevor reagiert wurde", bemängelte Egeland. In den vergangenen zehn Tagen seien 6,6 Millionen US-Dollar an Hilfsgeldern bei den UN eingegangen. Insgesamt stünden jetzt rund 14 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Allerdings reiche diese Summe nicht aus, um allen Bedürftige zu ernähren. Derzeit brauchen die UN rund 31 Millionen Dollar.

Egeland kritisierte auch die Arbeit der UN und privater Hilfsorganisationen. Bei der Bekämpfung humanitärer Krisen wie in Niger gäbe es noch zu viele Pannen und Fehler. Der UN-Koordinator will sich für eine bessere Koordination einsetzen. Nach UN-Angaben leiden auch Nachbarstaaten wie Mali unter den Folgen der Heuschreckenplage und der Dürre.

22. Juni 2005